• Müllmonster- Die Schatten der Konsumgesellschaft

    Dauer:
    Entwickelt:
    Anna Angerer in Dialog mit Leonie, Nargol, Miki, Hannah

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    Müllmonster werden im Stil der künstlerischen Arbeit “Dirty White Trash with Gulls” von Tim Noble & Sue Webster als Schatten zum Leben erweckt. Diese Gelegenheit wird genutzt, um über den Begriff “Müll” zu philosophieren. Fragen wie “Wer legt fest, was als Müll gilt und was nicht?” oder “Wo landet der Müll, den wir nicht verwerten können?” tauchen auf und werden kontextualisiert.

    Kurzbeschreibung

    Müllmonster werden im Stil der künstlerischen Arbeit “Dirty White Trash with Gulls” von Tim Noble & Sue Webster als Schatten zum Leben erweckt. Diese Gelegenheit wird genutzt, um über den Begriff “Müll” zu philosophieren. Fragen wie “Wer legt fest, was als Müll gilt und was nicht?” oder “Wo landet der Müll, den wir nicht verwerten…

    Ziele

    • Sensibilisierung zum Thema Müll im Alltag der Schüler*innen
    • Den Begriff “Müll” definieren und als Konstrukt hinterfragen
    • Den Wert und Kontext von Ressourcen aus verschiedenen Perspektiven betrachten
    • respektvoller Umgang mit Ressourcen – auch in künstlerischen Prozessen
    • Schattenkunst als Technik kennenlernen
    • mit räumlichem / plastischem Arbeiten experimentieren

    Materialien

    • anorganischer Müll der gesäubert werden kann
    • Lichtquelle (z.B. Smartphone-Lampe, Taschenlampen…)
    • Kamera (Fotokamera, Smartphone…)
    • Unterlagen
    • eventuell Papier/Karton als provisorische Leinwand für jede Gruppe
    • Scheren
    • Cutter
    • Tacker
    • Locher
    • Kreppband
    • Klammern: z.B. Büroklammer, Musterklammer, Clips…
    • Schnüre
    • Nähsachen
    • Beamer / Leinwand für die Präsentationen
    • Stifte und Papier für eventuelle Skizzen

    Ablauf

    Vorbereitend
    In Vorbereitung auf den Unterricht werden die Schüler*innen zwei Wochen vorher aufgefordert, anorganischen Müll zu sammeln. Das können Verpackungsmüll oder alte Gebrauchsgegenstände (Kleidung, Haarklammern) sein. Wichtig ist, dass sie gesäubert werden können. Der Müll darf aus dem eigenen Umfeld (Familie, Bekannte, Schule…), aber auch aus dem öffentlichen Raum stammen. Es ist wichtig Hygienevorschriften mit den Schüler*innen zu besprechen.

    Einstieg
    Für den Unterrichtseinstieg ist ein Quiz angedacht, um die Schüler*innen zu aktivieren und ihr bereits vorhandenes Wissen zu erfassen.

    Eine Quiz-Möglichkeit ist dem Prinzip der Kindersendung “1, 2 oder 3” nachempfunden. 

    Die Lehrperson hat mehrere Fragen vorbereitet, die jeweils drei Antwortmöglichkeiten erlauben. Verschiedene Teile des Klassenzimmers werden den Antwortmöglichkeiten 1–3 zugewiesen. Die Schüler*innen stellen sich in den Antwortbereich, den sie für den Richtigen halten. 

    Beispielfragen könnten sein:

    • Welcher Haushaltsmüll entsteht am häufigsten?
    • “Was kommt wohin” – Wie wird Müll getrennt? (Eine Coladose, ein Regenschirm, gekochtes Gemüse…)
    • Wo landet der Müll, den wir nicht verwerten können? (Andere Länder / Müllberge)
    • anorganisch/ organisch: Ist dieser Müll (an-)organisch? (Windel, Obst, Joghurt, Klebeband, Papier…)
    • Wie viel Müll produzieren Privathaushalte? 
    • Wie viel industrieller Müll entsteht in Zeitraum x?
    • Wie wird der Müll in der Stadt und in der Schule getrennt und verwertet?
    • Wie lange braucht … (z.B. PET-Flasche) bis es sich in der Natur zersetzt?

    Zusammentragen des Mülls & Diskussion
    Nach dem Quiz werden die Schüler*innen aufgefordert, ihren gesammelten Müll auf einem Haufen im Klassenraum zusammenzutragen. Von diesem ausgehend startet eine gemeinsame Diskussion über die Erfahrungen beim Müllsammeln.

    Beispielfragen für die Diskussion: 

    • Wie herausfordernd war es, viel Müll zusammenzutragen? (Skala 1–10) 
    • Nach welchen Kriterien habt ihr den Müll ausgesucht?
    • Wie habt ihr den Müll gesäubert? Hattet ihr dabei besondere Gedanken oder Gefühle erlebt?
    • Was kommen euch für Gedanken, wenn ihr den Müllberg hier seht?
    • Wo landet der Müll, wenn ihr ihn nicht für den Kunstunterricht sammelt

    Experimentieren
    Nach der Diskussion nähern sich die Schüler*innen dem Material an. In einer kurzen Arbeitsphase wird versucht, aus verschiedenen Materialien kleine Skulpturen zu erschaffen, die mit Taschenlampen bzw. Smartphones beleuchtet werden.  

    Wie können Materialteile verbunden werden, ohne Klebstoff zu verwenden? Wie wirken die unterschiedlichen Texturen, wenn sie mit der Taschenlampe beleuchtet werden?

    Reflexion anhand einer Beispielarbeit
    Im nächsten Schritt wird die künstlerische Arbeit “Dirty White Trash with Gulls” von Tim Noble & Sue Webster vorgestellt.
    Die Lehrkraft fordert die Schüler*innen auf, ihre Assoziationen zu der Arbeit mitzuteilen. Mit den gesammelten Assoziationen und den Beiträgen aus der Diskussion kann eine Reflexion zu dem Thema Müll und der künstlerischen Praxis durchgeführt werden.  

    Beispielfragen für die Reflexion:

    • Wer legt fest, was als „Müll“ gilt und was nicht? Wie könnten dominante Vorstellungen davon, was wertlos ist, kulturelle Praktiken oder Objekte von marginalisierten Gruppen abwerten oder unsichtbar machen?
    • Eine Künstler*in entscheidet sich bewusst für “Abfall”-Materialien. Welche (stereotypen) Erwartungen könnten damit beim Publikum geweckt werden (z.B. hinsichtlich der Herkunft oder des sozialen Status der Künstler*in)? Wie unterscheidet sich die Wahrnehmung, wenn dieselbe Technik von einer Person aus privilegierten Hintergrund angewandt wird vs. einer Person aus einer marginalisierten Gruppe?
    • Wenn bestimmte Gruppen als besonders “sparsam” oder “erfinderisch im Umgang mit Resten” gelobt werden (“positiver” Rassismus): Wie kann diese Zuschreibung problematisch sein und von strukturellen Nachteilen oder fehlenden Ressourcen ablenken?
    • Wie nutzt der Titel „Dirty White Trash“ ein Vorurteil (Stereotyp), um eine Gruppe von Menschen herabzusetzen? Was bewirkt es, dass das Kunstwerk diese Beleidigung so direkt aufgreift und mit dem sichtbaren Abfall verbindet?
    • Weshalb ist die Betrachtung von Upcycling als umweltbewusstes und trendy Hobby eine nur einseitige Perspektive? Welche Relevanz hat der Kontext, aus dem heraus Upcycling betrieben wird?
    • Die durch den Schatten abgebildeten Künstler*innen haben für den Haufen ihren gesammelten Müll von sechs Monaten verwendet. Inwiefern ändert diese Zusatzinformation das Verständnis der Arbeit?

    Praktische Phase: Müllmonster
    In dieser Phase setzen sich die Schüler*innen praktisch mit dem Müll auseinander. Die Aufgabe besteht darin, dass die Schüler*innen ein “Müllmonster” erschaffen. Wie auch in der zuvor besprochenen Arbeit sollen diese als Schatten und nicht als Objekt im Raum entstehen.

    Hierbei können sie sich an dem gesammelten Müll bedienen.

    Um die Aufmerksamkeit der Schüler*innen auf die Materialien und das Prinzip der Mülltrennung zu schärfen, sollte angeregt werden, auf Klebstoffe zu verzichten. Zum Beispiel können verschiedene Teile ineinander gesteckt werden.
    So können die Monster auch wieder zerteilt und die verwendeten Materialien sortenrein entsorgt werden.

    Die Schüler*innen erarbeiten die Monster in Gruppen und können mit einer mitgebrachten Taschenlampe oder dem Smartphone den Schattenwurf der verschiedenen Materialien fortlaufend erkunden. 

    Interessante Zwischenergebnisse werden fotografisch festgehalten. Wie bei Dirty White Trash werden die Schatten mit dem Müllhaufen zusammen fotografiert.


    Kollektives Steckbrief erstellen
    Zu den fotografierten Monstern überlegen sich die Gruppen Geschichten in Form eines Steckbriefs. Woher kommt das Monster? Aus was besteht es? Welche Zukunft hat es? Was sind die Träume des Monsters? Für wen stellt das Monster eine Bedrohung dar? 

    Präsentation
    Die fotografisch dokumentierten Müllmonster-Schatten werden vor der ganzen Klasse gezeigt und jede Gruppe erzählt über ihre künstlerische Arbeit. Hier kann eine abschließende Besprechung stattfinden.

    Mögliche Weiterführung des Projekts
    Vielleicht bietet sich den Monstern ja auch eine Gelegenheit, im Rahmen einer Ausstellung ihre Geschichten dem Rest der Schule zu erzählen.

    Nachbereitung
    Es wird empfohlen, die Objekte nach Projektabschluss wieder auseinander zu nehmen und den Müll artgerecht zu trennen.

    Reflexion und Anmerkungen

    Die Stunden wurde vor der Veröffentlichung nicht unterrichtet.


    Info Autor*innen

    Anna studiert den Master Kunst und Kommunikative Praxis an der Universität für angewandte Kunst Wien und das Unterrichtsfach Deutsch an der Universität Wien und hat Unterrichtserfahrung im Rahmen einiger Praktika sammeln können.


  • Koloniale Bilder multiperspektivisch lesen lernen: Man Rays Foto “Noire et Blanche” (1926)

    Dauer:
    Entwickelt:
    Annette Schemmel in Dialog mit Eva und Hannah

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    Warum sind in der Fotoarbeit „Noire et Blanche“ (1926) von Man Ray eine nackte weiße Frau und ein geschnitztes Gesicht zu sehen? Wo kommt die Holzmaske her? Warum hat Man Ray sie auf diese Weise inszeniert? Die Schüler*innen organisieren sich in kleinen Forschungsgruppen, um den Umständen bzw. den Machtverhältnissen zur Entstehungszeit des Kunstwerkes nachzugehen und präsentieren anschließend in einem Rollenspiel der Klasse ihre Ergebnisse.

    Ressourcen

    Eine kritische Einführung in den Stand der kunstwissenschaftlichen Forschung von Kerstin Pinther mit dem Titel „Die Kunst Afrikas“, C.H. Beck Wissen, 2022

    Eine Untersuchung der Entstehungsgeschichte und des Kontexts des Kunstwerks von Kunst- und Fotohistorikerin und Kuratorin Wendy Grossman,  “Unmasking Man Ray’s Noire Et Blanche.” American Art, 2006.

    Kurzbeschreibung

    Warum sind in der Fotoarbeit „Noire et Blanche“ (1926) von Man Ray eine nackte weiße Frau und ein geschnitztes Gesicht zu sehen? Wo kommt die Holzmaske her? Warum hat Man Ray sie auf diese Weise inszeniert? Die Schüler*innen organisieren sich in kleinen Forschungsgruppen, um den Umständen bzw. den Machtverhältnissen zur Entstehungszeit des Kunstwerkes nachzugehen und…

    Ziele

    • Bilder kritisch hinterfragen lernen
    • Die Begriffe Exotismus und Othering kennenlernen und verstehen 
    • Die Konstruktion von Differenz und Polarisierung verstehen und koloniale Denkmuster im Heute und Jetzt reflektieren
    • Die eurozentristische Weltsicht (der Kunstgeschichtsschreibung) erkennen 
    • Die Differenziertheit von Ausdrucksformen und von ästhetischen Konzepten des afrikanischen Kontinents erfassen
    • Kulturelle Aneignung und Cultural Appreciation verstehen und kritisch hinterfragen
    • anhand einer Forschungsfrage mit Recherchemethoden experimentieren
    • Forschungsergebnisse auswerten, vorstellen und gemeinsam reflektieren
    • Verschiedene Rollen und Perspektiven entwickeln und vertreten
    • mit Zweideutigkeit umgehen lernen (Ambiguitätstoleranz)

    Materialien

    • Internetzugang für jede Gruppe mittels Tablet, Computer oder Smartphones
    • Fotokopien der Arbeitsblätter und der Recherchequellen
    • Accessoires und Requisiten für die Talk-Show (Moderationskarten, auffällige Brille, Perücke …)

    Ablauf

    Intro

    Eines der berühmten Fotos des amerikanischen Künstlers Man Ray trägt den Titel „Noire et Blanche“ und wurde 1926  erstmals in der Pariser Zeitschrift Vogue veröffentlicht. Das Foto, das auch in vielen Schulbüchern abgebildet ist, zeigt die Nachbildung einer Portrait-Maske. Derartige Masken wurden traditionell in der Gesellschaft der Baule (heutige Elfenbeinküste) zur Würdigung verdienter Mitglieder der Gemeinschaft im Zuge von Performances aktiviert. Ähnlich wie viele andere moderne Künstler*innen seiner Zeit hat Man Ray sich hier ein außereuropäisches Artefakt angeeignet, um es nach seinem Geschmack in Szene zu setzen. 

    Im Rahmen einer experimentellen Werkanalyse untersuchen die Schüler*innen die Verstrickungen dieses Kunstwerkes mit den gesellschaftspolitischen Machtverhältnissen zur Entstehungszeit. Indem detailliertes Kontextwissen über ein westafrikanisches Artefakt von den Schüler*innen selbst recherchiert wird, erweitern sie zudem den Horizont ihres (Kunst-)Geschichtsverständnisses.

    In dieser Unterrichtseinheit lernen Jugendliche, sich dem von Man Ray inszenierten Artefakt mit wissenschaftlicher Sorgfalt und aus verschiedenen Perspektiven zu nähern. So können verallgemeinernde und stereotype Wahrnehmungen von “afrikanischen Kulturen” und Masken abgebaut werden. Wenn sie dann in einem zweiten Schritt diese Perspektiven in einem Rollenspiel als Expert*innen in einer Talk Show selbst verkörpern, können sie sich auf unterhaltsame Weise der Ambivalenz, der künstlerischen Komplexität sowie der möglichen Gewalt von kulturellen Aneignungen wie derjenigen durch Man Ray bewusst werden.

    Vorgehensweise

    Bildbetrachtung

    Man Rays Foto „Noire et Blanche“ wird gemeinsam in der Klasse betrachtet und erste Eindrücke, Beschreibungen und Beobachtungen gesammelt. Was sehen wir? Wie steht der Fotograf, wie stehen Betrachter*innen zur Entstehungszeit und wir heute dem Bild gegenüber?

    Ein*e Jugendliche*r kann die gesammelten Eindrücke aufschreiben, um die Beobachtungen zu mappen. 

    Recherchieren aus verschiedenen Blickwinkeln 

    Um die Auseinandersetzung zu vertiefen, werden kleine Arbeitsgruppen von 3–4 Personen gebildet. Jede Arbeitsgruppe wählt eines der aufgeführten Themen zur Bearbeitung und entwickelt so eine Art Spezialexpertise zu Aspekten des historischen Fotos. Dazu wird jeder Gruppe ein Arbeitsblatt [siehe Ressourcen] bereitgestellt, das Wissensbausteine und weitere Ressourcen enthält. 

    Forschungsgruppe 1: Woher kommt die Maske? Welche Funktion hat sie im Entstehungsland? Zur Pflege welcher Traditionen, für welche Rituale wurde sie genutzt? 

    Forschungsgruppe 2: Wie kamen Porträt-Masken in die Museen des Nordens und warum gibt es seit einigen Jahren die Restitutionsdebatte? 

    Forschungsgruppe 3: Wie werden afrikanische Artefakte typischerweise von modernen Fotografen des Globalen Nordens inszeniert?

    Forschungsgruppe 4: Wer ist die Frau auf dem Foto?  Welche Schönheitsideale verkörpert Sie, wie ist sie geschminkt? 

    Forschungsgruppe 5: Wer ist Man Ray: Wo, wann, warum hat er das Werk so inszeniert? Was können wir herausfinden? Was sind Fakten, was ist Interpretation?

    Forschungsgruppe 6: Was ist “Exotismus”? Wann und warum tritt er auf? Was hat Exotismus mit Othering und Rassifizierung zu tun?

    Performatives Diskutieren der Ergebnisse als Rollenspiel

    Vertreter*innen, Rollenverteilung
    Die Präsentation der Recherche erfolgt in einem Rollenspiel der Vertreter*innen der einzelnen Forschungsgruppen.

    Diese nehmen passend zu ihrem Recherchethema Expert*innen-Rollen ein, sie verkörpern dann zum Beispiel die Direktorin des Metropolitan Museums, in dem eine ähnliche Maske ausgestellt ist, eine Aktivist*in/ Diskriminierungsbeauftragten, die Othering und Rassismus im Alltag bekämpft, die Herausgeber*in der Vogue, in der das Foto erschienen ist oder Man Ray selbst, der Auskunft über die Entstehung des Werkes gibt, etc.

    Wer mag, kann sich mit Requisiten ausstatten, um besser in die Rolle schlüpfen zu können.

    Präsentation Talk-Show

    Die Lehrkraft übernimmt die Moderation der Talk-Show. Die Expert*innen, die ihr Wissen zur Schau stellen und es mit demjenigen der Anderen vernetzen, können auf ihr “Forschungsteam” zurückgreifen und diesem Fragen weitergeben.

    Abschluss

    Die Lehrkraft fasst die Ergebnisse zusammen und bespricht abschließend mit der Klasse die Frage: Was hat der Exotismus der europäischen Moderne mit Othering und Rassismus zu tun? Welche Vorstellungen schwingen in verallgemeinernden Begriffen wie “afrikanische Maske”  mit? Sammelt Gründe, warum hier differenzierte Bezeichnungen sinnvoll und sogar erforderlich sind. 

    Reflexion und Anmerkungen

    Ich experimentiere seit 2018 im Unterricht mit Man Rays Foto, ursprünglich als Paradebeispiel des Surrealismus im Sinne von Lautréamont. Die Untersuchungen der Entstehungsgeschichte und des Kontexts dieses Kunstwerks durch die Kunst- und Fotohistorikerin Wendy A. Grossman haben meine Lektüre des Bildes entscheidend weitergebracht. Weil es sich um ein ebenso populäres wie schwieriges Bild handelt, habe ich meine didaktische Herangehensweise verschiedentlich zur Diskussion gestellt, u.a. beim Symposium ‚Exploring Visual Cultures‘ in Cape Town, South Africa (2019). 

    Auch praktisch habe ich zu diesem Foto mit Schüler*innen gearbeitet: Unsere kritische Aktualisierung ist seit 2020 im Münchner Museum Fünf Kontinente in der Afrikaabteilung ausgestellt und im Museumsfernsehen auch online zu sehen. Die Ausgabe Kunst + Unterricht „Global South: Fokus Afrika“ (2025) stellt die überarbeitete, praktische Unterrichtsidee vor. Die Kritilab-Redaktion sah jedoch bei der praktischen Umsetzung, die die Effekte von formalen und inhaltlichen Kontrasten in der Fotografie zum Gegenstand hatte, “die Gefahr, dass das problematische Othering (Schwarz/weiß) in den Schüler*innenarbeiten wiederholt wird.” 

    Aus dieser Vorgeschichte entstand im Dialog die vorliegende didaktische Konzeption, die mittels einer multiperspektivischen und performativen Herangehensweise Perspektivwechsel ermöglichen soll. Auch diese Konzeption sollte weiterentwickelt werden, ich freue mich schon auf Erfahrungsberichte und Veränderungsvorschläge!

    Info Autor*innen

    Seit 2017 unterrichte ich Kunst als Doppelfach am Gymnasium und bilde am Lehrstuhl für Fachdidaktik der Akademie der Bildenden Künste München die nächste Generation Kunstlehrkräfte mit aus. Man Rays Fotografie und ihre Implikationen interessieren mich aus einer diskriminierungskritischen Perspektive und auch in meinen anderen Rollen – als Kuratorin und als Kunsthistorikerin mit Schwerpunkt zeitgenössisches Afrika.


  • Von Beyoncé zur Heiligen Maria. Was geht da im Bild ab?

    Dauer:
    Entwickelt:
    Petz Haselmayer, im Dialog mit Nargol und Hannah

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    Arbeiten von BiPoC-Künstler:innen wie Renee Cox und Beyoncé, die klassische Werke aus dem Kunstkanon zitieren und neu interpretieren dienen als Ausgangspunkt für eine Analyse und Diskussion über die Sichtbarkeit von BIPoC in der eurozentristischen Kunstgeschichte. Gleichzeitig kann im Vergleich mit den zitierten Originalwerken die Bedeutung von Ikonographie und die Aussagekraft von Symbolen thematisiert und kritisch mit Begriffen wie “Repräsentation, Gender und Macht” auseinandergesetzt werden. Die Arbeit an eigenen Neuinszenierungen bietet den Schüler*innen die Möglichkeit, die gemeinsam beobachteten künstlerischen Strategien auszuprobieren und zu erfahren, welche selbstermächtigende Wirkung die Repräsentation der eigenen Lebensrealität haben kann.

    Kurzbeschreibung

    Arbeiten von BiPoC-Künstler:innen wie Renee Cox und Beyoncé, die klassische Werke aus dem Kunstkanon zitieren und neu interpretieren dienen als Ausgangspunkt für eine Analyse und Diskussion über die Sichtbarkeit von BIPoC in der eurozentristischen Kunstgeschichte. Gleichzeitig kann im Vergleich mit den zitierten Originalwerken die Bedeutung von Ikonographie und die Aussagekraft von Symbolen thematisiert und kritisch…

    Ziele

    • Fachbegriffe Kanon, Repräsentation, Referenz, Bildzitat, Ikonographie, Allegorie und Tableaux Vivant kennenlernen und deren Anwendung in der bildenden Kunst sowie in der Popkultur untersuchen
    • Bildanalytische Fähigkeiten entwickeln, um Bedeutungsebenen, Erzählungen und Botschaften in Bildern zu erkennen und zu interpretieren
    • Eine kritische Analyse von Darstellungen üben und Stereotype hinterfragen
    • Wirkungspotential von Neuinterpretationen ergründen
    • Verständnis für die Bedeutung von Bildzitaten fördern

    Materialien

    • Für die Kontextualisierung: Referenzarbeiten für alle Gruppen, Arbeitsblatt
    • Für das praktische Arbeiten: je nach Technik unterschiedliches Material

    Ablauf

    Einführung für Lehrkräfte 
    Hier findet sich eine inhaltliche Einführung für Lehrkräfte sowie Vorschläge, welche Bilder beispielsweise für die Stunde verwendet werden können.


    Einstieg
    Es werden Kleingruppen gebildet, die jeweils an einem Tisch sitzen und jeweils eines der, von der Lehrkraft ausgewählten, Bilder vor sich haben. Zusammen verfasst jede Gruppe eine Bildbeschreibung zu dem dort liegenden Bild. Hier soll über den Bildinhalt gesprochen werden, ohne diesen direkt mit Interpretationen aufzuladen.

    Anschließend stellt jede Gruppe ihre Bildbeschreibung im Klassenverband vor. Dabei können die Arbeiten während der Präsentation mit einem Beamer projiziert werden.

    Fragen an die Klasse und Kontextualisierung der Beispiele:  

    • Was haben die Bilder alle gemeinsam?  
    • Worauf wollen wir hinaus?  
    • Was ist das Thema?  
    • Wie sprechen wir darüber? 
    • Was wird gemacht?
    • Bedeutung und Klärung von Fachbegriffen:
    • Kanon
    • Repräsentation
    • Referenz
    • Ikonographie
    • Allegorie
    • Tableaux Vivant

    Bildspezifische Kontextualisierung:
    Die Gruppen sollen noch mehr über den Kontext und die Entstehung der Arbeiten herausfinden. Als Hilfestellung dient das Arbeitsblatt mit vorgeschlagenen Recherchefragen.

    Es wird davon ausgegangen, dass die Schüler*innen die originalen Bilder oder die Referenzen auf kunsthistorische  Bilder nicht kennen. Es werden ihnen deshalb die ursprünglichen Bilder bzw. ikonografische Referenzen aus der  Kunstgeschichte und Alltagskultur zur Verfügung gestellt, um sie mit den gezeigten Werken zu vergleichen. 

    Mögliche Fragen: 

    • Was wollen uns die Bilder erzählen? 
    • Was fällt euch jetzt auf? Welche Parallelen sind zuvor nicht aufgefallen? 
    • Welche Unterschiede sind zwischen den beiden Arbeiten zu finden und wie können diese interpretiert werden?
    • Welche Message, Erzählung steckt dahinter?
    • Wer spricht?
    • Wer wird nicht gehört?
    • Wer steht im Zentrum und wie?
    • Wie können die Darstellungen der Personen in den zitierten Arbeiten interpretiert werden?
    • Wie ändert sich die ursprüngliche Bedeutung (einzelner Objekte/ des gesamten Bildes) durch das Zitat und die Reinszenierung? 

    Die Rechercheergebnisse werden mit der Klasse geteilt. Der Moment kann als Anknüpfungspunkt für eine weiterführende Diskussion genutzt werden, die verschiedene Fragen verfolgen kann

    • Wie viel Wissen zu Werken des klassischen Kunstkanons braucht es, um die Zitate zu verstehen?
    • Wie viel darf oder kann an einem Original verändert werden, um noch als Zitat, Remake, Homage, Sample (eher in der Musik verwendet), … erkannt zu werden?
    • (Un-) Sichtbarkeit von BIPoC Körpern:
      • in der Kunstgeschichte
      • in religiösen Ikonographien 
      • in weiteren medialen Darstellungen?
    • Wie können wir Stereotype durchbrechen?

    Praktischer Teil
    Die Schüler*innen erstellen in Kleingruppen eigene Arbeiten zum Thema Ikonographie.Dabei können sie eines der bereits besprochenen Bilder als Grundlage für ihre Neuinterpretation wählen.
    Alternativ gibt es die Möglichkeit ein neues Referenzbild zu suchen (z. B. ein Filmstill, ein Medienbild o. Ä.), das besser zu ihrer eigenen Lebensrealität passt.

    Die in der Diskussion heraus gefundenen Assoziationen und Erkenntnisse zu bestimmten Symbolen und erkannten Änderungen in Stil, Darstellungsweisen oder Material können für die eigene Interpretation genutzt werden.

    Für die künstlerische Arbeit können Techniken wie Fotografie, Bildbearbeitung, Malerei, Zeichnung etc. verwendet werden. Es wird empfohlen, dass die Lehrperson einen Rahmen vorgibt, welche Techniken im Unterricht zur Verfügung stehen.

    Nach der Fertigstellung der künstlerischen Arbeiten verfasst jede Gruppe einen kurzen Werktext, der bei der Präsentation mit vorgestellt wird.

    Abschluss
    Präsentation der Arbeiten und Reflexion im Klassenverband 

    Reflexion und Anmerkungen

    Das Neu Interpretieren von Arbeiten aus dem klassischen eurozentristischen Kunstkanon wird hier als Selbstermächtigung und Chance verstanden, die eigenen Lebensrealitäten zu thematisieren und ihnen einen Platz zu geben.

    Gleichzeitig könnte ein Dilemma im Unterricht sein, einerseits Wertschätzung für BIPoC-Künstler*innen einzufordern, dabei jedoch (unbewusst) diskriminierende Reproduktionen zu ermöglichen.

    Zum Beispiel ist eine Frage die sich stellt, ohne eine vollständige Antwort geben zu können: Welche Problematiken tun sich auf, wenn Originalwerke von BIPoC hergenommen und von den Schüler*innen zitiert werden?

    Anhand der Arbeiten der Schüler*innen gäbe es praktische Beispiele, um in der Diskussionsrunde über kulturelle Aneignung vs. Appreciation zu sprechen.

    Eine weitere Möglichkeit ist die Problematik der kulturellen Aneignung und des Blackfacings (und weiteres…) bereits im Vorfeld zu benennen und dann erst die praktische Arbeit entwickeln zu lassen.. 

    Die Bildbeispiele können kontextuell sehr komplex und weit entfernt von den Lebensrealitäten der Schüler*innen sein. Popkulturelle Beispiele, wie die von Beyoncé, sind zugänglicher und haben bei der Durchführung besser funktioniert.

    Info Autor*innen

    Petz ist Assistenz der Abteilung Fachdidaktik – Vermittlung – Forschung in der Kunstuni in Linz. Davor unterrichtete dey neun Jahre in einem Gymnasium in Wien. Dey verwebt künstlerische, forschende und kunstpädagogische Praktiken mit queer-feministischen, post- und dekolonialen Perspektiven unter anderem in erinnerungspolitischen Interventionen und Projekten.


  • Straßenschilder der Zukunft: Zeichen setzen und neu erinnern!

    Dauer:
    Entwickelt:
    Nargol Gharahshir

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    Initiativen wie die Black Lives Matter Bewegung werden als Anlass genommen, um über kollektive Erinnerungskultur und deren Ausdruck in der Gestaltung des öffentlichen Raumes nachzudenken. Das kritische Hinterfragen von vorhandenen Straßennamen, Mahnmäler und Denkmäler bildet eine inspirative Grundlage, für die praktische Gestaltung. Schüler*innen haben die Möglichkeit, mit eigens angefertigten Straßenschildern den öffentlichen Raum mitzugestalten und Repräsentationen inklusiver und gleichberechtigter zu denken.

    Kurzbeschreibung

    Initiativen wie die Black Lives Matter Bewegung werden als Anlass genommen, um über kollektive Erinnerungskultur und deren Ausdruck in der Gestaltung des öffentlichen Raumes nachzudenken. Das kritische Hinterfragen von vorhandenen Straßennamen, Mahnmäler und Denkmäler bildet eine inspirative Grundlage, für die praktische Gestaltung. Schüler*innen haben die Möglichkeit, mit eigens angefertigten Straßenschildern den öffentlichen Raum mitzugestalten und…

    Ziele

    • Ausdrucksmöglichkeiten von Erinnerungskulturen kennenlernen
    • Kritisches Hinterfragen von Straßennamen, Mahnmäler und Denkmäler 
    • Bewusstseinsentwicklung für die Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit bestimmter Personengruppen im öffentlichen Raum 
    • Gestaltungsmöglichkeiten als Ausdruck alternativer Perspektiven und inklusiver Ideen ausprobieren
    • Recherchekompetenz vertiefen

    Materialien

    Modulare Anpassung möglich:

    Für die Lehrperson:
    Klassenraum mit Computer, Beamer, Internetzugang, Mentimeter, evtl. Drucker

    PowerPoint zur Einführung mit Beispielen von Denkmälern und Straßennamen (bei Interesse an der Powerpoint Mail an uns)

    Für die Schüler*innen
    Für die Recherche: Internetzugang (z.B Website: Genderatlas)

    Für den Beobachtungsspaziergang: Kamera, oder Smartphone

    Für die PraxisAllgemein:
    Papier für die Skizzen, Stifte
    Beispiel Kartonschilder:
    Karton, Stifte, Lineale, Scheren /cutter, Schneidematten, Acrylfarben, Pinsel

    Beispiel Keramikschilder:
    (Lufttrocknender-) Ton, Keramikglasuren oder Acrylfarben

    Ablauf

    Einführung: Erinnerungskultur Allgemein


    Einführung in das Thema: Was sind Denkmäler und Straßennamen? Aus welchen Gründen werden sie aufgestellt? Wer wird erinnert, wer nicht? (Powerpoint)

    Interaktives Gedankenexperiment, das mit einer Wordcloud-Erstellung über mentimeter.com visualisiert werden kann.
    Die Schüler*innen schreiben Ereignisse und Personen auf, die sie in den letzten Jahren erlebt haben (z.B. Fridays for Future, Black Lives Matter, COVID-19, Nationalratswahlen).

    Analyse bekannter Denkmäler und Stolpersteine im eigenen Ort.
    Wien. (Powerpoint 9-12)


    Recherchearbeit:

    In Kleingruppen recherchieren die Schüler*innen Informationen zu Straßennamen zum Beispiel anhand folgender Fragen: 

    • Wie werden Benennungen begründet?
    • An wen wird hauptsächlich erinnert?
    • Wer entscheidet, wie eine neue Straße genannt wird?

    Mögliche Quellen für die Recherchearbeit: Interview zu Kunstaktion mit Straßenschildern: 

    Bezogen auf den Artikel:
    Mögliche Frage:

    • Wie viel Prozent der Straßen in europäischen Großstädten sind nach Männern benannt?

    Antwort: In europäischen Großstädten sind durchschnittlich 91 Prozent der nach Personen benannten Straßen Männern gewidmet. 

    Bezogen auf Genderatlas:
    Für Wien bietet sich die Website Genderatlas an:

    Mögliche Fragen:

    • Welche Farben werden verwendet um die Straßen zu visualisieren?
      Antwort: Rot, Blau, Grau
    •  Wie viele Straßen sind nach Frauen benannt und in welcher Farbe sind sie gekennzeichnet?
      Antwort: 356 Straßen sind nach Frauen benannt und in der Farbe Rot gekennzeichnet.


    Beobachtungsspaziergang:

    Bei einem gemeinsamen Spaziergang durch die Straßen in der Nähe der Schule machen die Schüler*innen Fotos von den Straßenschildern, die ihnen begegnen. Eventuell fallen der Klasse auch stadtspezifische Strukturen wie genormte Nummernschilder an den Häusern auf.

    Nach dem Spaziergang, in der Schule:

    • Gemeinsames Anschauen der Fotos
    • Besprechung: Anhand welcher Merkmale haben die Schüler*innen ein Foto von einem Straßenschild aufgenommen?
    • Welche Gestaltungsmerkmale lassen sich (in Bezug auf Typografie, Farbe, Form, Größe,…) erkennen?
    • Welche dieser Merkmale sind für die Leserlichkeit der Straßenschilder besonders wichtig? Explizit auf Kontraste und Schriftgrößen eingehen.


    Vorbereitung zur praktischen Phase

    Gestaltung eines eigenen Straßenschildes für einen imaginären Platz oder zur Umbenennung eines bestehenden Ortes.
    Zurückdenken an mentimeter Ideensammlung. Wem oder was möchte ich mein Straßenschild widmen? Was ist für mich erinnerungswürdig? Welche besprochenen Gestaltungsmerkmale können meine Idee unterstützen?
    Je nach Fach oder Interesse kann das vorgegebene Material und die Technik für die Gestaltung von der Lehrkraft gewählt werden.

    Zur Inspiration:

    Projekt Elsa Plainacher am Angewandte Festival

    Instagram elsaplainachter


    Durchführung der praktischen Phase
    Die Schüler*innen gestalten Straßenschilder mit dem vorgegebenen Material.

    Möglicher weiterer Verlauf:

    • Die Schüler*innen gehen in Kleingruppen auf die Straße (Umgebung Schule) und bringen ihre Schilder für die Dauer eines Fotos an den jeweiligen Straßenpfosten an und dokumentieren die Aktion fotografisch.

      Notiz: Dürfen die Schüler*innen aufgrund ihres Alters ohne Lehrperson auf die Straße?


    Präsentation der Ergebnisse

    Die Schüler*innen präsentieren ihre gestalteten Straßenschilder, sowie ihre inszenierten Fotos vor der Klasse.

    Weitere Möglichkeiten:

    • In der Schule wird eine Ausstellung mit den Fotos der Schüler*innen gemacht, die als Plakate aufgehängt sind. 
    • Rollenspiel des Akts der Umbenennung in den Rollen der Bürgermeiter*innen, Frauenrechtsaktivist*innen, Stadtrat, usw. 
    • Statt des Fokus auf Straßenschilder können auch Denkmäler und Mahmähler in der Schulumgebung gesucht und dazu eine praktische Umgestaltung gedacht gedacht werden.

    Reflexion und Anmerkungen

    Dieses Konzept wurde im Rahmen eines Praktikums durchgeführt.

    Für den Unterricht wären einige Vorübungen von Vorteil gewesen, da der Umgang mit Cuttern und Acrylfarben für manche Schüler*innen nicht einfach war.

    Info Autor*innen

    Ich studiere Lehramt im Master für die Fächer „Technik und Design“ sowie „Kunst und Gestaltung“ an der Universität für angewandte Kunst Wien. Ich bin auch Kunstvermittlerin (im Museum, bei Workshops, Festivals) und als Menschenrechtsbildnerin für Amnesty International tätig. Ich habe die Schulpraktika im Studium absolviert, im außerschulischen Feld gearbeitet und Workshops in Schulen abgehalten. Ich beschäftige mich viel mit intersektionalem Feminismus und wünsche mir eine barrierefreie, antidiskriminierende und inklusive Gesellschaft. Somit versuche ich mein theoretisches Wissen auch praktisch umzusetzen.


  • Der Dokumentarfilm als Wiedergabe der Realität?

    Dauer:
    Entwickelt:
    Lily Tischer

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    Der Dokumentarfilm als Wiedergabe der Realität? Ganz so einfach ist es nicht. Beim Montieren, Zeit raffen, Videos neu zusammenschneiden, Sound bearbeiten und in der Diskussion exemplarischer Filmbeispiele hinterfragen die Schüler*innen die Produktion von Dokumentarfilmen.

    Kurzbeschreibung

    Der Dokumentarfilm als Wiedergabe der Realität? Ganz so einfach ist es nicht. Beim Montieren, Zeit raffen, Videos neu zusammenschneiden, Sound bearbeiten und in der Diskussion exemplarischer Filmbeispiele hinterfragen die Schüler*innen die Produktion von Dokumentarfilmen.

    Ziele

    • Multiperspektivische Erfahrungen auf Räume und Situationen öffnen
    • Eigene Rolle als betrachtende, beobachtende sowie performende Person erkunden
    • Blickrichtungen ändern und neue Perspektiven finden
    • Selbst- und Fremdwahrnehmung durch dokumentarische Arbeitsweisen hinterfragen
    • Experimentieren mit verschiedenen Video- und Schnitttechniken wie Montage, Zeitraffer, Zeitlupe, Voiceover

    Materialien

    • Handys
    • Tablets
    • Schnittprogramm

    Ablauf

    Einführung:

    Verschiedene Formen des (dokumentarischen) Erzählens in Video/Film werden vorgestellt. Als mögliche Definition des Dokumentarfilms kann der Eintrag im Filmlexikon dienen.

    Mögliche Fragestellungen zur Hinführung an das Thema:

    Was ist ein Dokumentarfilm und was unterscheidet ihm zum Spielfilm? Welche Dokumentarfilme kennen wir?

    Wie hat sich der Dokumentarfilm historisch entwickelt und welche Formen gibt es?

    In welchem Verhältnis zur Wirklichkeit steht der Dokumentarfilm?

    Wie können Dokumentarfilme diesbezüglich kritisch hinterfragt werden?

    Exemplarischer Film:

    Als Beispiel für einen kontrovers diskutierten Dokumentarfilm wird Paris is Burning (Jennie Livingston) ganz oder in Auszügen angeschaut und anschließend gemeinsam diskutiert. Der Film kann auch anhand der Debatte im „Guardian“ besprochen werden.

    Weitere mögliche Fragestellungen:

    Was ist an dem Film kritisch zu hinterfragen

    Wer hat den Film gedreht?

    Welche Machtverhältnisse entstehen zwischen beobachtender Person und

    beobachteten Person und warum?

    Verfahrensweisen sprechen:
Anhand des gezeigten Filmbeispiels können Verfahrensweisen wie Montage, Zeitraffer/-lupe und Voiceover, sowie deren Einfluss auf die Erzählstruktur und die unterschiedlichen Rollen von gefilmten Personen, Personen hinter der Kamera und betrachtenden Personen besprochen werden.

    (Wer beobachtet? Wer wird beobachtet? Aus welcher Perspektive wird auf Personen geschaut, wie deren Geschichte erzählt? In welchem Verhältnis stehen die verschiedenen Narrative zueinander?)

    Videoproduktion:
Nun produzieren die Schüler*innen in Kleingruppen eigene Videodokumentationen über jeweils eine der anderen Gruppen. 

    Im Fokus der Videos soll die Differenz zwischen Eigen- und Fremdwahrnehmung und das Spannungsverhältnis zwischen den unterschiedlichen Narrativen stehen. Während der Produktion setzen sich die Schüler*innen mit Praktiken des dokumentarischen Erzählens auseinandersetzt und setzen gezielt die angesprochenen Verfahrensweisen ein. 

    Formelle Vorgaben für das Video:

    • Länge ca. 5 Minuten
    • Qualität von Handyaufnahmen ist ausreichend
    • in Gruppenarbeit erstellt

    Postproduktion 

    Aufnahmen können anschließend manipuliert und bearbeitet werden. Zum Beispiel Nachvertonung und Schneiden, auch schon vorhandenes Material darf verwendet werden. Dazu werden eventuell vorhandene Handys verwendet oder von der Schule zur Verfügung gestellte Tablets verwendet.

    Abschluss:

    Wenn die Montage abgeschlossen ist, werden in der abschließenden Doppelstunde alle Videos gemeinsam angeschaut und besprochen.

    • -Welche Wirkung haben die Videos auf uns?
    • -Welche filmischen Mittel wurden eingesetzt?
    • -In welchem Verhältnis steht das Dargestellte zur erlebten Realität?
    • -Wie fühlt ihr euch mit den über euch gedrehten Dokumentationen?

  • Tricksen mit der Perspektive

    Dauer:
    Entwickelt:
    Matthias Miller

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    Ein Drache aus Papier verfolgt mich ohne äußere Einflüsse mit seinen Augen. Ich erlebe, wie die Perspektive wechselt. Durch geschicktes Tricksen wird eine Papierfigur erstellt, an der spielerisch perspektivisches Denken und Sehen geübt werden kann.

    Kurzbeschreibung

    Ein Drache aus Papier verfolgt mich ohne äußere Einflüsse mit seinen Augen. Ich erlebe, wie die Perspektive wechselt. Durch geschicktes Tricksen wird eine Papierfigur erstellt, an der spielerisch perspektivisches Denken und Sehen geübt werden kann.

    Ziele

    • perspektivische Darstellung im Wechsel zwischen zweidimensional und dreidimensional kennenlernen
    • spielerisches Umdenken beim Falten
    • verschiedene Perspektiven bewusst erleben

    Materialien

    Papier, Schere, Klebestift, Klebeband, Buntstifte, Filzer, Wachsmalkreiden, Wasserfarben (wahlweise)

    Ablauf

    Einstieg
    Rückblick in die Kunstgeschichte zum Thema optische Illusionen am Beispiel von MC Eschers Arbeiten

    Mögliche Fragen an die Schüler*innen:

    • Was sehen wir hier? Was fällt euch auf?
    • Wo wird perspektivisch getrickst?
    • Was für eine Wirkung haben die gezeigten Bilder auf euch?
    • Kurze Info und Transfer zu Mc Escher anhand des Beispiels des Penrose Dreieck.
    • Ansehen und Besprechen des Video T-Rex Illusion Wo liegt hier der Trick an dem Gezeigten?

    Arbeitsauftrag
    Entwerfen und bauen eigener Illusionsfiguren – Bastelvorlage

    Vorgehensweise

    • Zunächst wird die Figur ausgeschnitten und gefaltet – hier auf die richtige Richtung der Faltkanten achten, vor allem am Kopf.
    • Durchgehende Linien werden geschnitten und gepunktete Linien werden gefaltet.
    • Es sollte genau überlegt werden, wo die Augen, Nasenlöcher und der Mund platziert werden müssen, sodass die Illusion im final gefalteten bzw. zusammengeklebten Zustand funktioniert.
    • Dann kann mit der Gestaltung der Figur begonnen werden (Bunt- oder Filzstift; Wachsmalkreide; evtl. Wasserfarben)
    • Gespräch und Reflexion

    Im gemeinsamen Gespräch werden Erfahrungen mit dem entstandenen Objekt ausgetauscht. Es wird besprochen, dass sich meine Perspektive verändert, wenn ich meinen Standpunkt verändere. Es wird deutlich, dass es immer mehr als eine Perspektive gibt.


  • Im Fluss – Kreatives Schreiben als kooperative Praxis

    Dauer:
    Entwickelt:
    Franziska Adams

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    Die Schüler*innen nähern sich dem kreativen Schreiben als Kunstform an. Konkrete Übungen, Arbeit und Austausch in Kleingruppen sowie ein anregendes DaDa Lautgedicht erleichtern das Schreiben. In der abschließenden Aufführung kann Sprache und Sprechen als (er)mächtigend erfahren werden.

    Kurzbeschreibung

    Die Schüler*innen nähern sich dem kreativen Schreiben als Kunstform an. Konkrete Übungen, Arbeit und Austausch in Kleingruppen sowie ein anregendes DaDa Lautgedicht erleichtern das Schreiben. In der abschließenden Aufführung kann Sprache und Sprechen als (er)mächtigend erfahren werden.

    Ziele

    • Kreatives Schreiben und Vortragen als künstlerische Praxis entdecken
    • Prozesse wertschätzen lernen
    • assoziative Räume eröffnen und kultivieren
    • mit Worten und spontanen Assoziationen frei umgehen lernen
    • kollaborative kreativitätsfördernde Strategien als fächerübergreifende Methode begreifen
    • sich einem Thema ohne Bewertung, aber wertschätzend nähern
    • Sprache als machtvolles und formbares Material dekonstruieren lernen

    Materialien

    Pro Person 2 Papiere und ein Stift, mit dem sich gut schreiben lässt.

    Große Papierrolle für das gemeinsame Mapping: “Brücken bilden”

    Ablauf

    Brainstorming:

    Brainstormen von Vorstellungen, was kreatives Schreiben ist.

    Kritische Diskussion des Begriffs Kreativität und der Idee von Originalität. Vorstellen der Arbeitsweise von Remix Culture, die mit schon Vorhandenem arbeitet.

    Angeleitete Schreibübungen

    Eine Reihe kurzer Schreibübungen (1:30 min) helfen in Fluss zu kommen: Nach der Aufwärmübung ABC arbeiten alle in drei methodischen spielerischen Schritten Wortassoziationen – Brücken bauen – Springbrunnen an eigenen Mindmaps.

    Die Übungen eignen sich auch außerhalb des Kunstunterrichts als Methode, um Themen aufzumachen und thematisch auszubreiten.

    Brücken bilden

    Jede Person bringt nun einen eigenen Fundus an Wörtern, Sätzen, Assoziationen zum bestimmten Thema mit, in diesem Beispiel: „Im Fluss“.. Um die Angst vor dem weißen leeren Nichts zu nehmen, wird das Thema mittig auf ein großes Blatt Papier geschrieben und alle schreiben einen Satz aus den vorherigen Übungen dazu. Beim Lesen der einzelnen Sätze werden Brücken gebaut: Sätze mit Linien verbunden oder ergänzende Verbindungssätze dazugeschrieben. So entsteht eine Zeichnung sich begegnender Linien und Worte.

    Textarbeit in kleinen Gruppen (ca. 20min)

    Zufällig gebildete Kleingruppen arbeiten an eigenen Texten. Es gibt die Wahlmöglichkeit zwischen zwei Herangehensweisen. Zum gesetzten Thema „Im Fluss“ kann entweder ein Gedicht geschrieben, oder ein Text aus einem Song, Gedicht, Zeitungsbericht, Werbung umgeschrieben und adaptiert werden.


    Aufführung

    Als Input zur Aufführung wird der Klasse ein Dada Lautgedicht zum Beispiel von Hugo Ball: “Karawane” vorgespielt. Als Lautgedicht oder auch Lautpoesie benannt, ist es vergleichbar mit abstrakter Malerei. Die Sprache bildet nicht mehr etwas ab, sondern wird rein formal angewendet. Die Gedichte nähern sich der Musik an. Der Impuls soll zu spielerischen und unkonventionellen Formen ermuntern. Eine historische Einordnung zu Dada als Kunstform bietet sich an.

    Das Lautgedicht lässt sich gut vorlesen und/oder als Video abspielen.

    Zur Vorbereitung der Abschlusspräsentation überlegt jede Gruppe (5 min), wie und in welcher Form sie ihren Text präsentieren will. Folgende Leitfragen helfen dabei: Ist Sprache noch erkennbar? Wiederholen sich Wörter? Soll Sound dazukommen? Hilft das Wiederholen von Wörtern zur Rhythmisierung? Wann spreche ich laut oder leise? Wer spricht von welcher Seite vom Raum? 

    Die Gruppe bespricht die verteilten Rollen der Beteiligten, sodass alle einen Weg finden, auf ihre eigene Weise etwas beizusteuern.

    Vor der Aufführung gibt die Lehrkraft folgende Hinweise: „Nichts wird dokumentiert. Die Aufführung existiert nur für den Moment. Es ist ein Experimentieren. Sich trauen, was auszuprobieren. Wahrnehmen, auf uns wirken lassen, Es geht heute nicht um das Bewerten. Ein Experimentierraum.“

    Reflexion und Anmerkungen

    • Die Ergebnisse können nachfolgend per Sound, gesprochener Text, Layout, Film etc. ausgebaut werden.
    • Wer die kritische Diskussion über Kreativität und den Glauben an Innovation vertiefen möchte, könnte den Text von Max Fuchs lesen
    • Oder allgemein Gisela Ulmann: “person, process, press, product

  • UNO für die Klasse! – Wir spielen nach eigenen Regeln

    Dauer:
    Entwickelt:
    Katherine Haase-Schumacher, in Dialog mit Hannah

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    Gemeinsam konzipiert, innoviert, entwirft und produziert die Klasse ein eigenes UNO Spielkartendeck samt eigenen Regeln. Das Spiel mit den neu entworfenen Karten und Spielregeln lädt zur Reflexion über die Bedeutung gemeinsamer Regeln und der Arbeit im Team ein.

    Kurzbeschreibung

    Gemeinsam konzipiert, innoviert, entwirft und produziert die Klasse ein eigenes UNO Spielkartendeck samt eigenen Regeln. Das Spiel mit den neu entworfenen Karten und Spielregeln lädt zur Reflexion über die Bedeutung gemeinsamer Regeln und der Arbeit im Team ein.

    Ziele

    • Typografische Gestaltungselemente und Intentionen von Schriftarten erkunden
    • Grafische Muster erkennen und selbst konzipieren
    • Zusammenspiel von Typografie, Bildmaterial und Haptik ausloten
    • Arbeiten im Team üben und Verantwortung für das gemeinsame Ergebnis übernehmen
    • Gemeinsames Erforschen von Spielregeln und eigene Regeln entwerfen
    • Lernen sich auf gemeinsame Regeln zu einigen

    Materialien

    • Set VIELER blanko Pokerkarten 
    • Schere, auch Nagelschere
    • Kleister
    • Kleber Stift und Heißkleber
    • Pappe, Metallic, Glitzer Folie, Material Konvolut 
    • Für eine flexible Unterrichtsgestaltung bringen alle Schüler*innen, die ein UNO Set zuhause haben, dieses in den folgenden Kunststunden immer mit.

    Ablauf

    Einstieg

    Als Einführung spielen alle UNO und lernen dabei Spielregeln und Kartenumfang kennen. Das Spiel wird mit Infos zur Geschichte in Kontext gesetzt (siehe Powerpoint).

    Standardkarten

    Anschließend bilden die Schüler*innen vier Gruppen und gestalten die Standardkarten neu (Farbe, Symbole, Grafik). Das bedeutet: alle Karten mit den Zahlen 0-9 (2x), Aussetzten (2x), Richtungswechsel (2x) und Zieh2 (2x). Dabei ist es spannend, die Schüler*innen auf eine große Materialvielfalt zurückgreifen zu lassen. 

    Spezialkarten:

    In der zweiten Stunde werden die Spezialkarten gestaltet. Dabei hilft ein Blick auf andere Spielkarten in Bezug auf die Funktion der Karte im Spiel und deren Gestaltung. 

    Als Differenzierungsaufgabe können z.B. die Zieh4 und Farbwechsel Karten ergänzt werden.

    UNO Spielen und neue Regeln erfinden

    Die Schüler*innen überlegen sich in kleinen Gruppen je 1-2 neue Spielregeln und testen sie. Auf bestehende UNO Karten wird mit Kreppband die neue Spielregel geklebt. Pro Spielrunde wird eine Spielregel ausprobiert. 

    Nach dem Spielen (ca. 20min) stellen alle Gruppen der Klasse ihre erprobten Regeln mit Vor- und Nachteilen vor. Danach wird per Abstimmung entschieden, welche zwei Spielregeln es in das Klassen-UNO schaffen. 

    Weitere Arbeiten an den Klassensets:

    Für die zwei UNO Sets für die Klasse braucht es noch einen Entwurf und die anschließende Produktion der Verpackung und Spielanleitung.

    Für diesen Teil der Unterrichtssequenz stehen den Schüler*innen fünf Gruppen zur Auswahl, in denen sie mitarbeiten können.

    Gruppe 1:  gestaltet die Spielanleitung. Besonders die neu gefundenen Klassen-Spielregeln müssen formuliert werden.

    Gruppe 2: entwickelt und produziert die Verpackung (siehe Faltanleitung)

    Gruppe 3: gestaltet und produziert erste Klassen Spezialkarte

    Gruppe 4: gestaltet und produziert erste Klassen Spezialkarte

    Gruppe 5: kontrolliert/ verbessert/ repariert getrocknete Spielkarten von allen vier Gruppen (blau, rot, grün, gelb) damit sie spielbar sind.

    Sollten sich die Schüler*innen nicht sinnvoll aufteilen kann thematisiert werden, dass es alle Arbeitsgruppen braucht, um am Ende ein gemeinsam entwickeltes Spiel fertigzustellen.

    Fertigstellen der Kartensets:

    Zum Abschluss werden die Rückseiten aller Spielkarten mit einer Collagetechnik gestaltet. 

    UNO Turnier:

    Der Klassenraum wird zum Casino: Wer sind die Spieler*innen? Welche Rollen werden dabei eingenommen? Was heißt “gewinnen” oder “verlieren”? Als abschließende Aktion ist ein UNO Turnier geplant, bei dem die Schüler*innen gegeneinander antreten und ihre entwickelten Kartensets testen. Ideen für den Ablauf des Turniers und die Gestaltung des “Casinoraumes” sind unter “Ressourcen” zu finden. 

    Gemeinsame Reflexion:


    Nach dem Turnier gibt es ein Gespräch darüber, was während der Spiele aufgefallen ist. Zur Selbstreflexion und als Grundlage für einen anschließenden Austausch bekommen die Schüler*innen einen Fragebogen

    Reflexion und Anmerkungen

    Idee für die vorangehende Stunde: Angelehnt an Barbara Krugers Paste Ups gestalten die Schüler*innen eigene Versionen der Paste Ups unter Einhaltung von  grafischen Mustern und Typografie-Elementen.

    Es kann sein, dass bei dem Umfang des Projekts zwischendurch die Motivation nachlässt. Das gemeinsame UNO Spielen kann als Auflockerung dienen.


  • Unsere Körper als Skulptur-performative Strategien

    Dauer:
    Entwickelt:
    Lea Geerkens, in Dialog mit Eva

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    In dieser spielerischen Erkundung von performativen Strategien wird der eigene Körper im Raum, in Bezug zu Alltagsgegenständen und in Verbindung mit den Mitschüler*innen erprobt und für ein Foto inszeniert.

    Kurzbeschreibung

    In dieser spielerischen Erkundung von performativen Strategien wird der eigene Körper im Raum, in Bezug zu Alltagsgegenständen und in Verbindung mit den Mitschüler*innen erprobt und für ein Foto inszeniert.

    Ziele

    • Bilder mit dem eigenen Körper formen und das “Bild werden” des eigenen Körpers erfahren 
    • Mit der eigenen Sichtbarkeit und Auftritt experimentieren
    • Mit anderen durch Bewegung in Kontakt kommen und körperliche, räumliche Konstellationen bilden
    • Körperpräsenz stärken und Angst vor dem Gesehenwerden vermindern
    • Perfektionismus verringern
    • Selbst- und Fremdwahrnehmung schulen 
    • Körperzuschreibungen verlernen

    Materialien

    • IPad oder Handy mit Verbindungsmöglichkeit zum Beamer 
    • Platz in der Mitte des Klassenzimmers oder Flur

    Ablauf

    Zum Einstieg (5 min) wird eine kurze Körperübung gemacht, die für die eigene Körperwahrnehmung im Raum und zu den Mitschüler*innen sensibilisiert.

    „Stellt euch einfach gerade hin, wer möchte, kann kurz die Augen schließen. Nehmt die Kontaktpunkte von euren Füßen zum Boden bewusst wahr. Nehmt die Geräusche um euch herum wahr. Was hört ihr im Klassenzimmer? Was außerhalb? Falls noch jemand zur Tür hereinkommt, nehmt die Geräusche wahr. Spürt, wo sich euer Körper müde anfühlt.“

    Einführung: (20 min)
    Als Einführung zum Thema Performance werden Beispiele von Valie Export, Francis Alÿs, Trisha Brown und Erwin Wurm gezeigt und anschließend besprochen: Was habt ihr gesehen? Wie heißt diese Kunstform? Was macht sie aus? Welche Rolle spielt der Körper?

    Valie Export Performances, 1980er

    Francis Alÿs, Cuentos patróticos 1997

    Francis Alÿs, Paradox of Praxis 1

    Trisha Brown

    Warm-up Übungen (15 min) 
    Um Platz zu machen werden alle Tische zur Seite geschoben.

    • Warm-up Übung 1: Durch den Raum gehen, 3 x Freeze

    „Nutzt die Zwischenräume, achtet aufeinander, wenn ich Freeze sage, bleibt wie versteinert stehen. Achtet darauf, dass man jede kleinste Bewegung, wie Augenrollen und Fingerbewegungen sieht.“

    • Warm-up Übung 2: Skulpturen formen

    Vorab hinweisen, dass es nicht um große, extrovertierte Übungen geht, dass nichts falsch gemacht werden kann.

    Hefeteig-Metapher:
    „Geht zu zweit zusammen, eine Person spielt jetzt Bildhauer*in, die andere Person ist die Skulptur. Die Bildhauer*in berührt die Skulptur (unter Konzens) an Gelenken. Die Skulptur stellt sich vor, dass der Körper an dieser Stelle wie Hefeteig nach außen expandiert.”

     →Wechsel

    Vertrocknungs-Metapher:
    „Gleiche Übung nochmal machen, nur stellt ihr euch jetzt vor, dass ihr bei jeder Berührung nach innen hin zusammenschrumpft, wie ein vertrocknendes Blatt.“

    Zwischenfrage: Wie habt ihr euch als Skulptur gefühlt?

    Arbeitsauftrag (30min)
    Zuerst werden die One Minute Sculptures von Erwin Wurm angesehen.

    1. Bildet kleine Gruppen (3-4 Schüler*innen) und formt verschiedene „lebende Skulpturen“.
    2. Haltet diese durch Fotos oder kurze Videos fest
    3. Zeigt anschließend euer Resultat der Klasse mit dem Beamer

    “Beachtet bei der Zusammenarbeit folgende Punkte:

    Kann sich die Skulptur bewegen? Macht sie Sound? Spielt mit dem Verschwinden von Gesichtern. Wie könnt ihr zu einem großen Körper werden? Benutzt evtl. Pullis, Jacken oder Objekte.” 

    “Spielt mit der Orientierung im Raum. Wie steht die Skulptur im Raum? Reagiert sie auf die Architektur? Was passiert, wenn Teile der lebenden Skulptur, weiter hinten im Raum stehen? Beim Fotografieren: spielt mit der Perspektive.”

    Austausch und Nachbesprechung
    Dann werden die gemachten Fotos und Videos gezeigt und gemeinsam besprochen. 

    “Welchen Namen würdet Ihr eurer Skulptur geben?”

    Reflexion und Anmerkungen

    Beim nächsten Mal würde ich weniger Künstler*innen zum Einstieg zeigen. Die Warm-up Phase könnte länger werden, zum Beispiel mit zusätzlichen Übungen: 

    Die Aktionen könnten weiter im öffentlichen Raum stattfinden

    Erneut durch den Raum gehen, bei Freeze zu zweit eine Skulptur formen, beim nächsten Freeze zu dritt 

    zu zweit zusammengehen und eine Skulptur formen, die eine repetitive Bewegung macht. Wer möchte, zeigt seine Skulptur der Klasse live.

    Info Autor*innen

    Lea ist Studierende der Kunstvermittlung und testet im Praktikum die ersten Unterrichtsideen. Die Übungen für diese Stunde wurden in diversen Tanzstunden und Performance Seminaren entwickelt. Seit einigen Jahren arbeitet Lea auch in außerschulischen kunstpädagogischen Bereichen.


  • Genderkonstruktion in der Mode – binäre Kategorien aufweichen

    Dauer:
    Entwickelt:
    Celine Buldun, Lea Wilsdorf in Dialog mit Chalo

    [dkpdf-button]

    Diese Unterrichtskizze ermöglicht eine spielerische Auseinandersetzung mit Mode, knüpft an die Lebenswelt der Schüler*innen an und reflektiert dabei kritisch die Wechselwirkung von Mode und Genderkonstruktionen.

    Kurzbeschreibung

    Diese Unterrichtskizze ermöglicht eine spielerische Auseinandersetzung mit Mode, knüpft an die Lebenswelt der Schüler*innen an und reflektiert dabei kritisch die Wechselwirkung von Mode und Genderkonstruktionen.

    Ziele

    • Die eigene Umwelt kritisch beobachten, analysieren
    • Verstehen, wie zeitgenössische Mode binäre Geschlechtskategorien schafft, verstärkt oder auflöst
    • kritische Beobachtung, Analyse und Auseinandersetzung mit eigener Umwelt / vorgegebenen Geschlechtskategorien / Modewelt 
    • Durch Beispiele von Schnitten, Stoffen, Mustern, Farben etc. bewusster wahrnehmen, wie Kleidung aufgebaut ist 
    • Erfinden und entwickeln eines eigenen Entwurfs
    • Experimentieren mit der Darstellung von Körpern und Materialität 
    • Fertigkeiten im Umgang mit Schnittmustern, Nadel und Faden, Heißkleber, Tacker, etc. erlernen oder vertiefen 
    • Erkennen, dass die Umwelt (Mode, Genderkonstrukt) von Menschen gestaltet wird und gleichzeitig auf den Menschen Einfluss nimmt

    Materialien

    • Stifte und Papier für Entwürfe
    • Stoffe, Knöpfe, Bänder, alte Kleidung, Nadeln und Fäden, Heißklebepistolen, Tacker …. 
    • Gliederpuppen (falls nicht am eigenen Körper ausprobiert)

    Ablauf

    1 Einstieg durch persönliche Reflexion 

    Die Schüler*innen reflektieren mithilfe eines Fragebogens ihr persönliches Verhältnis und ihre aktuelle Sicht auf Mode. Die Fragen können genutzt werden, um im Anschluss eine gemeinsame Diskussion zu eröffnen. Hierbei ergeben sich evtl. erste Beobachtungen zur Verknüpfung von Gender und Kleidung.

    2 Input und eigene Recherche: Geschichte und zeitgenössische Erfahrungen mit Gender-Konnotationen von Kleidungsstücken

    Die Schüler*innen informieren sich mithilfe des Arbeitsblattes über die Geschichte einzelner Kleidungsstücke, recherchieren selbst zu der heutigen Verwendung und Konnotation und stellen sich diese im Anschluss sich gegenseitig in kleinen Gruppen oder der Klasse vor. 

    Anschließend könnte ein kurzes Video gezeigt werden, in dem eine Person, die sich Gender-fluid kleidet, ihre alltäglichen Erfahrungen teilt. Gemeinsam wird reflektiert, wie binäre Vorstellungen unser Modeverständnis prägen und inwiefern auch Gender-fluide/nicht binäre Kategorien von vorherrschenden  binären, normativen Vorstellungen abgeleitet werden.

    3  Input und Diskussion – Gender-fluide Mode aktuell 

    Anhand von Bildern von prominenten Personen, die in den (sozialen) Medien häufig für ihre Gender-nonkonformen-Looks diskutiert und gefeiert werden, analysieren und diskutieren die Schüler*innen die unterschiedlichen Elemente der Outfits. Hierbei können das Wissen aus der letzten Stunde zu der Geschichte einzelner Kleidungsstücken, aber auch die in der eigenen Vorstellung vorherrschenden Stereotype zu bestimmten Kleidungsstücken einbezogen und hinterfragt werden. In diesem Fall ist es wichtig, auch zu kontextualisieren, was es bedeutet, diese Looks auf roten Teppichen zu tragen und welche Folgen es gleichzeitig u.a. für queere Personen hat/haben kann, Gender-fluide / Gender-nonkonformen Kleidung im Alltag und auf der Straße zu tragen. 

    Untersucht werden können auch aktuelle Modekollektionen, Marken, für die sich die Schüler*innen interessieren, die ihnen im Internet oder in Werbungen begegnen oder die sie selbst tragen. 

    Wie sehr unterteilt die kommerzielle Modewelt in binäre Geschlechterkategorien? Können aber nicht eigentlich alle alles tragen? Und kommt es für interessante Outfits nicht ohnehin auf spannende Kombinationen aus unterschiedlichsten Kollektionen und Kategorien an?  In welchen Kategorien könnte Kleidung an Stelle von männlich/ weiblich sortiert sein? Wie wäre eine Sortierung nach Funktion, Farbe, speziellen Schnitten, Art des Kleidungsstücks etc.? 

    4 Entwurf/Skizzen 

    Um in den darauffolgenden Stunden eigene Outfits anzufertigen, die Gender-fluiden Logiken folgen, werden nun Entwürfe gezeichnet. 

    Hierbei kann experimentiert werden, wie sich Schnitte, Stoffe, Farben und Muster darstellen und kombinieren lassen. Auch die Darstellung und Vielfalt von Körpern & Silhouetten, die die Kleidung tragen, können besprochen werden. 

    Die Outfits dürfen konventionell weibliche und männliche Elemente mischen, müssen das aber nicht unbedingt. Denn sie sollten diese neu denken, dekonstruieren und so die gemeinsam erarbeiteten Fragestellungen aufgreifen und mit einfließen lassen. 

    5 Praktische Umsetzung Outfit 

    Im nächsten Schritt sollen die bereits entstandenen Entwürfe in Partner*innenarbeit praktisch umgesetzt werden. 

    Die Kleidungsstücke könnten modellhaft für eine Gliederpuppe entstehen. Hier wäre es wichtig, die unrealistischen Proportionen und die Problematiken einer vermeintlich neutralen Körperdarstellung, die die Gliederpuppen in sich tragen, anzusprechen. Falls die zeitlichen  Möglichkeiten vorhanden sind, können die Schüler*innen auch Modelle von nicht-standardisierten Körpern bauen oder ihre eigenen Körper verwenden und die Kleidung so auch tatsächlich tragen. 

    Der Materialpool von Stoffresten, alte Kleidung, etc., von Lehrenden und Schüler*innen zusammengetragen, wird gesichtet und mit den Entwürfen abgeglichen. Gemeinsam im Team, oder einzeln werden die Entwürfe mit verschiedenen Techniken umgesetzt. 

    Einige Materialien werden von der Lehrkraft bereitgestellt, die Schüler*innen bringen – falls vorhanden – Stoffreste, alte Kleidung und andere nützliche Materialien mit. 

    Das Material wird gesichtet, mit den Entwürfen abgeglichen, diese bei Bedarf leicht angepasst und sich im Team auf je einen der Entwürfe geeinigt. 

    Gemeinsam werden mögliche Techniken besprochen und von der Lehrkraft erklärt. (Umgang mit Schnittmustern, Nadel und Faden, Heißklebepistolen, Tackern…)

    Die Schüler*innen arbeiten gemeinsam an der Realisierung ihrer Entwürfe und werden bei Bedarf von der Lehrkraft unterstützt. 

    Denkbar wäre, nach Fertigstellung der Outfits auch über Formen der Präsentation und  Inszenierung nachzudenken. 

    6 Reflexion der Schüler*innen

    In der abschließenden Reflexion beantworten die Schüler*innen (schriftlich) folgende Fragen: 

    • In welcher Weise habt ihr das Outfit Gender-fluid gestaltet? 
    • Was bedeutet Gender-fluid dann eigentlich ?
      Was möchtest du aus diesem Projekt für dich mitnehmen? 

    Die Antworten werden nicht bewertet. Sie dienen dazu, in der Auswertung mögliche Gedankengänge besser nachvollziehen zu können und bei den Schüler*innen eine individuelle Reflexion anzuregen. 

    Info Autor*innen

    Celine Buldun und Lea Wilsdorf arbeiten seit zwei, beziehungsweise vier Jahren als Kunsterzieher*innen an Münchner Gymnasien.