Kurzbeschreibung

Müllmonster werden im Stil der künstlerischen Arbeit “Dirty White Trash with Gulls” von Tim Noble & Sue Webster als Schatten zum Leben erweckt. Diese Gelegenheit wird genutzt, um über den Begriff “Müll” zu philosophieren. Fragen wie “Wer legt fest, was als Müll gilt und was nicht?” oder “Wo landet der Müll, den wir nicht verwerten können?” tauchen auf und werden kontextualisiert.

Ziele

  • Sensibilisierung zum Thema Müll im Alltag der Schüler*innen
  • Den Begriff “Müll” definieren und als Konstrukt hinterfragen
  • Den Wert und Kontext von Ressourcen aus verschiedenen Perspektiven betrachten
  • respektvoller Umgang mit Ressourcen – auch in künstlerischen Prozessen
  • Schattenkunst als Technik kennenlernen
  • mit räumlichem / plastischem Arbeiten experimentieren

Ablauf

Vorbereitend

In Vorbereitung auf den Unterricht werden die Schüler*innen zwei Wochen vorher aufgefordert, anorganischen Müll zu sammeln. Das können Verpackungsmüll oder alte Gebrauchsgegenstände (Kleidung, Haarklammern) sein. Wichtig ist, dass sie gesäubert werden können. Der Müll darf aus dem eigenen Umfeld (Familie, Bekannte, Schule…), aber auch aus dem öffentlichen Raum stammen. Es ist wichtig Hygienevorschriften mit den Schüler*innen zu besprechen.

 

Einstieg

Für den Unterrichtseinstieg ist ein Quiz angedacht, um die Schüler*innen zu aktivieren und ihr bereits vorhandenes Wissen zu erfassen.

Eine Quiz-Möglichkeit ist dem Prinzip der Kindersendung “1, 2 oder 3” nachempfunden. 

Die Lehrperson hat mehrere Fragen vorbereitet, die jeweils drei Antwortmöglichkeiten erlauben. Verschiedene Teile des Klassenzimmers werden den Antwortmöglichkeiten 1–3 zugewiesen. Die Schüler*innen stellen sich in den Antwortbereich, den sie für den Richtigen halten. 

Beispielfragen könnten sein:

  • Welcher Haushaltsmüll entsteht am häufigsten?
  • “Was kommt wohin” – Wie wird Müll getrennt? (Eine Coladose, ein Regenschirm, gekochtes Gemüse…)
  • Wo landet der Müll, den wir nicht verwerten können? (Andere Länder / Müllberge)
  • anorganisch/ organisch: Ist dieser Müll (an-)organisch? (Windel, Obst, Joghurt, Klebeband, Papier…)
  • Wie viel Müll produzieren Privathaushalte? 
  • Wie viel industrieller Müll entsteht in Zeitraum x?
  • Wie wird der Müll in der Stadt und in der Schule getrennt und verwertet?
  • Wie lange braucht … (z.B. PET-Flasche) bis es sich in der Natur zersetzt?

 

Zusammentragen des Mülls & Diskussion

Nach dem Quiz werden die Schüler*innen aufgefordert, ihren gesammelten Müll auf einem Haufen im Klassenraum zusammenzutragen. Von diesem ausgehend startet eine gemeinsame Diskussion über die Erfahrungen beim Müllsammeln.

Beispielfragen für die Diskussion: 

  • Wie herausfordernd war es, viel Müll zusammenzutragen? (Skala 1–10) 
  • Nach welchen Kriterien habt ihr den Müll ausgesucht?
  • Wie habt ihr den Müll gesäubert? Hattet ihr dabei besondere Gedanken oder Gefühle erlebt?
  • Was kommen euch für Gedanken, wenn ihr den Müllberg hier seht?
  • Wo landet der Müll, wenn ihr ihn nicht für den Kunstunterricht sammelt

 

Experimentieren

Nach der Diskussion nähern sich die Schüler*innen dem Material an. In einer kurzen Arbeitsphase wird versucht, aus verschiedenen Materialien kleine Skulpturen zu erschaffen, die mit Taschenlampen bzw. Smartphones beleuchtet werden.  

Wie können Materialteile verbunden werden, ohne Klebstoff zu verwenden? Wie wirken die unterschiedlichen Texturen, wenn sie mit der Taschenlampe beleuchtet werden?

 

Reflexion anhand einer Beispielarbeit

Im nächsten Schritt wird die künstlerische Arbeit “Dirty White Trash with Gulls” von Tim Noble & Sue Webster vorgestellt.
Die Lehrkraft fordert die Schüler*innen auf, ihre Assoziationen zu der Arbeit mitzuteilen. Mit den gesammelten Assoziationen und den Beiträgen aus der Diskussion kann eine Reflexion zu dem Thema Müll und der künstlerischen Praxis durchgeführt werden.  

Beispielfragen für die Reflexion:

  • Wer legt fest, was als „Müll“ gilt und was nicht? Wie könnten dominante Vorstellungen davon, was wertlos ist, kulturelle Praktiken oder Objekte von marginalisierten Gruppen abwerten oder unsichtbar machen?
  • Eine Künstler*in entscheidet sich bewusst für “Abfall”-Materialien. Welche (stereotypen) Erwartungen könnten damit beim Publikum geweckt werden (z.B. hinsichtlich der Herkunft oder des sozialen Status der Künstler*in)? Wie unterscheidet sich die Wahrnehmung, wenn dieselbe Technik von einer Person aus privilegierten Hintergrund angewandt wird vs. einer Person aus einer marginalisierten Gruppe?
  • Wenn bestimmte Gruppen als besonders “sparsam” oder “erfinderisch im Umgang mit Resten” gelobt werden (“positiver” Rassismus): Wie kann diese Zuschreibung problematisch sein und von strukturellen Nachteilen oder fehlenden Ressourcen ablenken?
  • Wie nutzt der Titel „Dirty White Trash“ ein Vorurteil (Stereotyp), um eine Gruppe von Menschen herabzusetzen? Was bewirkt es, dass das Kunstwerk diese Beleidigung so direkt aufgreift und mit dem sichtbaren Abfall verbindet?
  • Weshalb ist die Betrachtung von Upcycling als umweltbewusstes und trendy Hobby eine nur einseitige Perspektive? Welche Relevanz hat der Kontext, aus dem heraus Upcycling betrieben wird?
  • Die durch den Schatten abgebildeten Künstler*innen haben für den Haufen ihren gesammelten Müll von sechs Monaten verwendet. Inwiefern ändert diese Zusatzinformation das Verständnis der Arbeit?

Praktische Phase: Müllmonster

In dieser Phase setzen sich die Schüler*innen praktisch mit dem Müll auseinander. Die Aufgabe besteht darin, dass die Schüler*innen ein “Müllmonster” erschaffen. Wie auch in der zuvor besprochenen Arbeit sollen diese als Schatten und nicht als Objekt im Raum entstehen.

Hierbei können sie sich an dem gesammelten Müll bedienen.

Um die Aufmerksamkeit der Schüler*innen auf die Materialien und das Prinzip der Mülltrennung zu schärfen, sollte angeregt werden, auf Klebstoffe zu verzichten. Zum Beispiel können verschiedene Teile ineinander gesteckt werden.
So können die Monster auch wieder zerteilt und die verwendeten Materialien sortenrein entsorgt werden.

Die Schüler*innen erarbeiten die Monster in Gruppen und können mit einer mitgebrachten Taschenlampe oder dem Smartphone den Schattenwurf der verschiedenen Materialien fortlaufend erkunden. 

Interessante Zwischenergebnisse werden fotografisch festgehalten. Wie bei Dirty White Trash werden die Schatten mit dem Müllhaufen zusammen fotografiert.


Kollektives Steckbrief erstellen

Zu den fotografierten Monstern überlegen sich die Gruppen Geschichten in Form eines Steckbriefs. Woher kommt das Monster? Aus was besteht es? Welche Zukunft hat es? Was sind die Träume des Monsters? Für wen stellt das Monster eine Bedrohung dar? 

Präsentation

Die fotografisch dokumentierten Müllmonster-Schatten werden vor der ganzen Klasse gezeigt und jede Gruppe erzählt über ihre künstlerische Arbeit. Hier kann eine abschließende Besprechung stattfinden.

Mögliche Weiterführung des Projekts

Vielleicht bietet sich den Monstern ja auch eine Gelegenheit, im Rahmen einer Ausstellung ihre Geschichten dem Rest der Schule zu erzählen.

Nachbereitung

Es wird empfohlen, die Objekte nach Projektabschluss wieder auseinander zu nehmen und den Müll artgerecht zu trennen.

Info Autor*innen

Anna studiert den Master Kunst und Kommunikative Praxis an der Universität für angewandte Kunst Wien und das Unterrichtsfach Deutsch an der Universität Wien und hat Unterrichtserfahrung im Rahmen einiger Praktika sammeln können.

Kurzbeschreibung

Der Dokumentarfilm als Wiedergabe der Realität? Ganz so einfach ist es nicht. Beim Montieren, Zeit raffen, Videos neu zusammenschneiden, Sound bearbeiten und in der Diskussion exemplarischer Filmbeispiele hinterfragen die Schüler*innen die Produktion von Dokumentarfilmen.

Ziele

-Multiperspektivische Erfahrungen auf Räume und Situationen öffnen

-Eigene Rolle als betrachtende, beobachtende sowie performende Person erkunden

-Blickrichtungen ändern und neue Perspektiven finden

-Selbst- und Fremdwahrnehmung durch dokumentarische Arbeitsweisen hinterfragen

- Experimentieren mit verschiedenen Video- und Schnitttechniken wie Montage, Zeitraffer, Zeitlupe, Voiceover



Ablauf

Einführung:

Verschiedene Formen des (dokumentarischen) Erzählens in Video/Film werden vorgestellt. Als mögliche Definition des Dokumentarfilms kann der Eintrag im Filmlexikon dienen.

 

Mögliche Fragestellungen zur Hinführung an das Thema:

Was ist ein Dokumentarfilm und was unterscheidet ihm zum Spielfilm? Welche Dokumentarfilme kennen wir?

Wie hat sich der Dokumentarfilm historisch entwickelt und welche Formen gibt es?

In welchem Verhältnis zur Wirklichkeit steht der Dokumentarfilm?

Wie können Dokumentarfilme diesbezüglich kritisch hinterfragt werden?

 

Exemplarischer Film:

Als Beispiel für einen kontrovers diskutierten Dokumentarfilm wird Paris is Burning (Jennie Livingston) ganz oder in Auszügen angeschaut und anschließend gemeinsam diskutiert. Der Film kann auch anhand der Debatte im „Guardian“ besprochen werden.

Weitere mögliche Fragestellungen:

Was ist an dem Film kritisch zu hinterfragen

Wer hat den Film gedreht?

Welche Machtverhältnisse entstehen zwischen beobachtender Person und

beobachteten Person und warum?

 

Verfahrensweisen sprechen:Anhand des gezeigten Filmbeispiels können Verfahrensweisen wie Montage, Zeitraffer/-

lupe und Voiceover, sowie deren Einfluss auf die Erzählstruktur und die

unterschiedlichen Rollen von gefilmten Personen, Personen hinter der Kamera und betrachtenden Personen besprochen werden.

(Wer beobachtet? Wer wird beobachtet? Aus welcher Perspektive wird auf Personen geschaut, wie deren Geschichte erzählt? In welchem Verhältnis stehen die verschiedenen Narrative zueinander?)

 

Videoproduktion:Nun produzieren die Schüler*innen in Kleingruppen eigene Videodokumentationen über jeweils eine der anderen Gruppen. 

Im Fokus der Videos soll die Differenz zwischen Eigen- und Fremdwahrnehmung und das Spannungsverhältnis zwischen den unterschiedlichen Narrativen stehen. Während der Produktion setzen sich die Schüler*innen mit Praktiken des dokumentarischen Erzählens auseinandersetzt und setzen gezielt die angesprochenen Verfahrensweisen ein. 

Formelle Vorgaben für das Video:

-Länge ca. 5 Minuten

-Qualität von Handyaufnahmen ist ausreichend

-in Gruppenarbeit erstellt

 

Postproduktion 

Aufnahmen können anschließend manipuliert und bearbeitet werden. Zum Beispiel Nachvertonung und Schneiden, auch schon vorhandenes Material darf verwendet werden. Dazu werden eventuell vorhandene Handys verwendet oder von der Schule zur Verfügung gestellte Tablets verwendet.

 

Abschluss:

Wenn die Montage abgeschlossen ist, werden in der abschließenden Doppelstunde alle Videos gemeinsam angeschaut und besprochen.

-Welche Wirkung haben die Videos auf uns?

-Welche filmischen Mittel wurden eingesetzt?

-In welchem Verhältnis steht das Dargestellte zur erlebten Realität?

-Wie fühlt ihr euch mit den über euch gedrehten Dokumentationen?



Ressourcen

Kurzbeschreibung

Die Schüler*innen nähern sich dem kreativen Schreiben als Kunstform an. Konkrete Übungen, Arbeit und Austausch in Kleingruppen sowie ein anregendes DaDa Lautgedicht erleichtern das Schreiben. In der abschließenden Aufführung kann Sprache und Sprechen als (er)mächtigend erfahren werden.

Ziele

- Kreatives Schreiben und Vortragen als künstlerische Praxis entdecken
– Prozesse wertschätzen lernen
– assoziative Räume eröffnen und kultivieren
– mit Worten und spontanen Assoziationen frei umgehen lernen
– kollaborative kreativitätsfördernde Strategien als fächerübergreifende Methode begreifen
– sich einem Thema ohne Bewertung, aber wertschätzend nähern
– Sprache als machtvolles und formbares Material dekonstruieren lernen

Ablauf

Brainstorming:

Brainstormen von Vorstellungen, was kreatives Schreiben ist.

Kritische Diskussion des Begriffs Kreativität und der Idee von Originalität. Vorstellen der Arbeitsweise von Remix Culture, die mit schon Vorhandenem arbeitet.

 

Angeleitete Schreibübungen

Eine Reihe kurzer Schreibübungen (1:30 min) helfen in Fluss zu kommen: Nach der Aufwärmübung ABC arbeiten alle in drei methodischen spielerischen Schritten Wortassoziationen – Brücken bauen – Springbrunnen an eigenen Mindmaps.

Die Übungen eignen sich auch außerhalb des Kunstunterrichts als Methode, um Themen aufzumachen und thematisch auszubreiten.

Brücken bilden

Jede Person bringt nun einen eigenen Fundus an Wörtern, Sätzen, Assoziationen zum bestimmten Thema mit, in diesem Beispiel: „Im Fluss“.. Um die Angst vor dem weißen leeren Nichts zu nehmen, wird das Thema mittig auf ein großes Blatt Papier geschrieben und alle schreiben einen Satz aus den vorherigen Übungen dazu. Beim Lesen der einzelnen Sätze werden Brücken gebaut: Sätze mit Linien verbunden oder ergänzende Verbindungssätze dazugeschrieben. So entsteht eine Zeichnung sich begegnender Linien und Worte.

 

Textarbeit in kleinen Gruppen (ca. 20min)

Zufällig gebildete Kleingruppen arbeiten an eigenen Texten. Es gibt die Wahlmöglichkeit zwischen zwei Herangehensweisen. Zum gesetzten Thema „Im Fluss“ kann entweder ein Gedicht geschrieben, oder ein Text aus einem Song, Gedicht, Zeitungsbericht, Werbung umgeschrieben und adaptiert werden.


Aufführung

Als Input zur Aufführung wird der Klasse ein Dada Lautgedicht zum Beispiel von Hugo Ball: “Karawane” vorgespielt. Als Lautgedicht oder auch Lautpoesie benannt, ist es vergleichbar mit abstrakter Malerei. Die Sprache bildet nicht mehr etwas ab, sondern wird rein formal angewendet. Die Gedichte nähern sich der Musik an. Der Impuls soll zu spielerischen und unkonventionellen Formen ermuntern. Eine historische Einordnung zu Dada als Kunstform bietet sich an.

Das Lautgedicht lässt sich gut vorlesen und/oder als Video abspielen.

 

Zur Vorbereitung der Abschlusspräsentation überlegt jede Gruppe (5 min), wie und in welcher Form sie ihren Text präsentieren will. Folgende Leitfragen helfen dabei: Ist Sprache noch erkennbar? Wiederholen sich Wörter? Soll Sound dazukommen? Hilft das Wiederholen von Wörtern zur Rhythmisierung? Wann spreche ich laut oder leise? Wer spricht von welcher Seite vom Raum? 

Die Gruppe bespricht die verteilten Rollen der Beteiligten, sodass alle einen Weg finden, auf ihre eigene Weise etwas beizusteuern.

 

Vor der Aufführung gibt die Lehrkraft folgende Hinweise: „Nichts wird dokumentiert. Die Aufführung existiert nur für den Moment. Es ist ein Experimentieren. Sich trauen, was auszuprobieren. Wahrnehmen, auf uns wirken lassen, Es geht heute nicht um das Bewerten. Ein Experimentierraum.“







Info Autor*innen

Franziska studiert Kunstpädagogik.

Die Unterrichtsidee ist von der eigenen künstlerischen Praxis ausgehend entstanden und wurde im Rahmen des studienbegleitenden Praktikums getestet.



Kurzbeschreibung

In dieser spielerischen Erkundung von performativen Strategien wird der eigene Körper im Raum, in Bezug zu Alltagsgegenständen und in Verbindung mit den Mitschüler*innen erprobt und für ein Foto inszeniert.

Ziele

  • Bilder mit dem eigenen Körper formen und das “Bild werden” des eigenen Körpers erfahren 
  • Mit der eigenen Sichtbarkeit und Auftritt experimentieren
  • Mit anderen durch Bewegung in Kontakt kommen und körperliche, räumliche Konstellationen bilden
  • Körperpräsenz stärken und Angst vor dem Gesehenwerden vermindern
  • Perfektionismus verringern
  • Selbst- und Fremdwahrnehmung schulen 
  • Körperzuschreibungen verlernen

Ablauf

Zum Einstieg (5 min) wird eine kurze Körperübung gemacht, die für die eigene Körperwahrnehmung im Raum und zu den Mitschüler*innen sensibilisiert.

„Stellt euch einfach gerade hin, wer möchte, kann kurz die Augen schließen. Nehmt die Kontaktpunkte von euren Füßen zum Boden bewusst wahr. Nehmt die Geräusche um euch herum wahr. Was hört ihr im Klassenzimmer? Was außerhalb? Falls noch jemand zur Tür hereinkommt, nehmt die Geräusche wahr. Spürt, wo sich euer Körper müde anfühlt.“

 

Einführung: (20 min)

Als Einführung zum Thema Performance werden Beispiele von Valie Export, Francis Alÿs, Trisha Brown und Erwin Wurm gezeigt und anschließend besprochen: Was habt ihr gesehen? Wie heißt diese Kunstform? Was macht sie aus? Welche Rolle spielt der Körper?

Valie Export Performances, 1980er

Francis Alÿs, Cuentos patróticos 1997

Francis Alÿs, Paradox of Praxis 1

Trisha Brown

 

Warm-up Übungen (15 min) 

Um Platz zu machen werden alle Tische zur Seite geschoben.

 

  • Warm-up Übung 1: Durch den Raum gehen, 3 x Freeze

„Nutzt die Zwischenräume, achtet aufeinander, wenn ich Freeze sage, bleibt wie versteinert stehen. Achtet darauf, dass man jede kleinste Bewegung, wie Augenrollen und Fingerbewegungen sieht.“

  • Warm-up Übung 2: Skulpturen formen

Vorab hinweisen, dass es nicht um große, extrovertierte Übungen geht, dass nichts falsch gemacht werden kann.

Hefeteig-Metapher:
„Geht zu zweit zusammen, eine Person spielt jetzt Bildhauer*in, die andere Person ist die Skulptur. Die Bildhauer*in berührt die Skulptur (unter Konzens) an Gelenken. Die Skulptur stellt sich vor, dass der Körper an dieser Stelle wie Hefeteig nach außen expandiert.”

 →Wechsel

Vertrocknungs-Metapher:
„Gleiche Übung nochmal machen, nur stellt ihr euch jetzt vor, dass ihr bei jeder Berührung nach innen hin zusammenschrumpft, wie ein vertrocknendes Blatt.“

Zwischenfrage: Wie habt ihr euch als Skulptur gefühlt?

 

Arbeitsauftrag (30min)

Zuerst werden die One Minute Sculptures von Erwin Wurm angesehen.

  1. Bildet kleine Gruppen (3–4 Schüler*innen) und formt verschiedene „lebende Skulpturen“.
  2. Haltet diese durch Fotos oder kurze Videos fest
  3. Zeigt anschließend euer Resultat der Klasse mit dem Beamer

“Beachtet bei der Zusammenarbeit folgende Punkte:

Kann sich die Skulptur bewegen? Macht sie Sound? Spielt mit dem Verschwinden von Gesichtern. Wie könnt ihr zu einem großen Körper werden? Benutzt evtl. Pullis, Jacken oder Objekte.” 

“Spielt mit der Orientierung im Raum. Wie steht die Skulptur im Raum? Reagiert sie auf die Architektur? Was passiert, wenn Teile der lebenden Skulptur, weiter hinten im Raum stehen? Beim Fotografieren: spielt mit der Perspektive.”

 

Austausch und Nachbesprechung

Dann werden die gemachten Fotos und Videos gezeigt und gemeinsam besprochen. 

“Welchen Namen würdet Ihr eurer Skulptur geben?”













Info Autor*innen

Lea ist Studierende der Kunstvermittlung und testet im Praktikum die ersten Unterrichtsideen. Die Übungen für diese Stunde wurden in diversen Tanzstunden und Performance Seminaren entwickelt. Seit einigen Jahren arbeitet Lea auch in außerschulischen kunstpädagogischen Bereichen.



Ressourcen

Kurzbeschreibung

Was haben Münzen mit Patriarchat zu tun? Wer ist darauf abgebildet? Anhand von Herrscher*innenbildern auf römischen Münzen werden historische, politische Machtverhältnisse thematisiert. In einem Akt des Empowerments prägen Schüler*innen Münzen mit eigenen Porträts.

Ziele

  • Politiken der Repräsentation kritisch hinterfragen und in aktuelle Kontexte setzen
  • Sich über historische patriarchale Machtverhältnisse Gedanken machen und mit heutigen Vorstellungen abgleichen
  • Kritische Auseinandersetzung mit Proportionsschemata für Gesichtsdarstellungen und deren Umsetzung in die Praxis reflektieren
  • Beispiele römischer Kunst kennenlernen und deren Kontexte und historische Lebenswelten erforschen 
  • Spezifische Eigenschaften des Materials Metall, Darstellungsformen wie Profil, Porträt und dreidimensionale Techniken wie Relief und Prägung entdecken
  • Typografische Charakteristika der römischen Antiqua erkunden (zum Beispiel Serifen)
  • Respektvoll auf die porträtierte Tischnachbar*in eingehen, ihre Charakteristika erfassen und die gezeichnete Darstellung mit ihr abstimmen. 

Ablauf

Einführung 

Münzen bieten als historische Quelle eine gute Möglichkeit über politische Programme und patriarchale Machtverhältnisse nachzudenken, da alle Bewohner*innen des römischen Reiches mit ihnen zu tun hatten. Mit der gemeinsamen Münzanalyse zu Beginn der Stunde kann die Klasse sensibilisiert werden, was für eine Macht bestimmte Darstellungen haben können und welche politischen Aussagen dahinter stecken. 

Als Einstieg in ein gemeinsames Gespräch kann der Klasse ein Bild einer typisch römischen Herrschermünze gezeigt werden: Inhaltlich könnte diskutiert werden: Wer ist dargestellt? Welches Geschlecht? Wie wird die Person dargestellt? Was für eine berufliche Position könnt ihr euch bei der abgebildeten Person vorstellen? Wer kann entscheiden, welche Motive auf die Münze kommen und wer nicht? Und welche Ziele könnten hinter den Motiven stecken? Wer sieht die Münzabbildungen alles? Wer hat mit Münzen überhaupt zu tun?

Welche formale, technische Charakteristika können entdeckt werden?  Zum Beispiel Darstellung im Profil, dreidimensionale Effekte durch Vertiefungen und Erhöhungen im Material, typografische Charakteristika, wie Großbuchstaben und Serifen, Slogan-artige kurze Texte, die die Machtposition der abgebildeten Personen unterstreichen.

 

Erste Skizzen und Slogans

Dann porträtieren die Schüler*innen den*die Banknachbar*in, um diese*n möglichst machtvoll auf der Prägefolie zu inszenieren. Die Zeichnungen werden mit Bleistift auf A4 Kopierpapier angefertigt. Ein einfaches Proportionsschema dient hierbei als Grundlage. Individuelle Charakterzüge des Gesichts werden beobachtet und gezeichnet.

In Absprache mit dem/der Banknachbar*in werden kurze personalisierte Slogans für die Porträts erdacht, um die empowernde Wirkung der Zeichnung noch zu verstärken und mit Bleistift kreisrund um die Abbildung geschrieben (zum Beispiel “Power-Paula”, “Kevinner”, “Mona zieht durch”, “Macher-Max” …).

 

Für den nächsten Schritt, empfiehlt es sich, die entstandenen Zeichnungen zu kopieren.

 

Prägen

Die Grafiken werden auf die Metall-Prägefolien gelegt und mit einem robusten Stift (Bleistift, Kugelschreiber) nachgefahren. Eine großzügige Lage Zeitungspapier als Unterlage vereinfacht aufgrund der weicheren Oberfläche das Prägen. Um ein Verrutschen der Vorlage zu vermeiden, können die Papiere mit Malerkrepp auf der Folie fixiert werden. 

Zunächst müssen nur die groben Konturen des Gesichts und die Buchstaben übertragen werden. Nach der Prägung kann das Papier von der Metallfolie getrennt werden. In einer anschließenden Nachbearbeitung können Details hervorgehoben und plastische Effekte eingearbeitet werden. Zum Beispiel können einzelne Vertiefungen bei Pupille, Nasenlöcher und Mund verstärkt und/oder hervortretende Bereiche, wie Wange, Kinn, Nase, … durch Druck von der Rückseite herausgedrückt und Haare mit feinen Strukturen versehen werden. Die Leserlichkeit der Schrift kann durch Nacharbeiten der Serifen verbessert werden. Zum Schluss kann das Motiv mit einer Metallschere kreisrund ausgeschnitten werden, um die Prägung in Münzform zu bringen. Der Münzrand kann noch mit einem feinen Muster versehen werden.

 

Ergebnisse vorstellen und besprechen

Die bereits fertigen Schüler*innen überlegen sich schon für die Münzen eine gemeinsame Präsentationsmöglichkeit im Klassenzimmer. Zusammen werden gezeigten Münzen angeschaut und besprochen: Welche Unterschiede nehmt ihr zwischen den römischen und den angefertigten Münzen wahr? Was bedeutet es, sich selbst oder anderen Macht oder Autorität zu verleihen? Fallen euch aktuelle Situationen ein, in denen Menschen ihre Macht durch die Verbreitung von Selbstbildnissen stärken?

 

Info Autor*innen

Seit 2020 arbeitet Jakob als Kunstlehrkraft am Gymnasium in Oberstdorf. Die Unterrichtssequenzen hat er in leichten Variationen wiederholt durchgeführt.

Ressourcen

  • Anlage Proportionsschema ->download PDF 
  • Abbildungen von antiken Münzen für die Einführung
    Münze, die Faustina die Jüngere, die Ehefrau des Kaisers Marcus Aurelius zeigt:
    https://www.parismuseescollections.paris.fr/fr/musee-carnavalet/oeuvres/aureus-de-faustine-la-jeune-125–175-fille-d-antonin-et-le-pieux-et-epouse#infos-principales
    Münze, die den Kaiser Domitian Aureus zeigt:
    https://www.bnf.fr/sites/default/files/styles/expo_cartouche_petite/public/2023–12/btv1b104476444_f1.jpg?h=e95b51fc&itok=gkb6tgPA