Schlagwort: Körper

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  • Unsere Körper als Skulptur-performative Strategien

    Dauer:
    Entwickelt:
    Lea Geerkens, in Dialog mit Eva

    In dieser spielerischen Erkundung von performativen Strategien wird der eigene Körper im Raum, in Bezug zu Alltagsgegenständen und in Verbindung mit den Mitschüler*innen erprobt und für ein Foto inszeniert.

    Kurzbeschreibung

    In dieser spielerischen Erkundung von performativen Strategien wird der eigene Körper im Raum, in Bezug zu Alltagsgegenständen und in Verbindung mit den Mitschüler*innen erprobt und für ein Foto inszeniert.

    Ziele

    • Bilder mit dem eigenen Körper formen und das “Bild werden” des eigenen Körpers erfahren 
    • Mit der eigenen Sichtbarkeit und Auftritt experimentieren
    • Mit anderen durch Bewegung in Kontakt kommen und körperliche, räumliche Konstellationen bilden
    • Körperpräsenz stärken und Angst vor dem Gesehenwerden vermindern
    • Perfektionismus verringern
    • Selbst- und Fremdwahrnehmung schulen 
    • Körperzuschreibungen verlernen

    Materialien

    • IPad oder Handy mit Verbindungsmöglichkeit zum Beamer 
    • Platz in der Mitte des Klassenzimmers oder Flur

    Ablauf

    Zum Einstieg (5 min) wird eine kurze Körperübung gemacht, die für die eigene Körperwahrnehmung im Raum und zu den Mitschüler*innen sensibilisiert.

    „Stellt euch einfach gerade hin, wer möchte, kann kurz die Augen schließen. Nehmt die Kontaktpunkte von euren Füßen zum Boden bewusst wahr. Nehmt die Geräusche um euch herum wahr. Was hört ihr im Klassenzimmer? Was außerhalb? Falls noch jemand zur Tür hereinkommt, nehmt die Geräusche wahr. Spürt, wo sich euer Körper müde anfühlt.“

    Einführung: (20 min)
    Als Einführung zum Thema Performance werden Beispiele von Valie Export, Francis Alÿs, Trisha Brown und Erwin Wurm gezeigt und anschließend besprochen: Was habt ihr gesehen? Wie heißt diese Kunstform? Was macht sie aus? Welche Rolle spielt der Körper?

    Valie Export Performances, 1980er

    Francis Alÿs, Cuentos patróticos 1997

    Francis Alÿs, Paradox of Praxis 1

    Trisha Brown

    Warm-up Übungen (15 min) 
    Um Platz zu machen werden alle Tische zur Seite geschoben.

    • Warm-up Übung 1: Durch den Raum gehen, 3 x Freeze

    „Nutzt die Zwischenräume, achtet aufeinander, wenn ich Freeze sage, bleibt wie versteinert stehen. Achtet darauf, dass man jede kleinste Bewegung, wie Augenrollen und Fingerbewegungen sieht.“

    • Warm-up Übung 2: Skulpturen formen

    Vorab hinweisen, dass es nicht um große, extrovertierte Übungen geht, dass nichts falsch gemacht werden kann.

    Hefeteig-Metapher:
    „Geht zu zweit zusammen, eine Person spielt jetzt Bildhauer*in, die andere Person ist die Skulptur. Die Bildhauer*in berührt die Skulptur (unter Konzens) an Gelenken. Die Skulptur stellt sich vor, dass der Körper an dieser Stelle wie Hefeteig nach außen expandiert.”

     →Wechsel

    Vertrocknungs-Metapher:
    „Gleiche Übung nochmal machen, nur stellt ihr euch jetzt vor, dass ihr bei jeder Berührung nach innen hin zusammenschrumpft, wie ein vertrocknendes Blatt.“

    Zwischenfrage: Wie habt ihr euch als Skulptur gefühlt?

    Arbeitsauftrag (30min)
    Zuerst werden die One Minute Sculptures von Erwin Wurm angesehen.

    1. Bildet kleine Gruppen (3-4 Schüler*innen) und formt verschiedene „lebende Skulpturen“.
    2. Haltet diese durch Fotos oder kurze Videos fest
    3. Zeigt anschließend euer Resultat der Klasse mit dem Beamer

    “Beachtet bei der Zusammenarbeit folgende Punkte:

    Kann sich die Skulptur bewegen? Macht sie Sound? Spielt mit dem Verschwinden von Gesichtern. Wie könnt ihr zu einem großen Körper werden? Benutzt evtl. Pullis, Jacken oder Objekte.” 

    “Spielt mit der Orientierung im Raum. Wie steht die Skulptur im Raum? Reagiert sie auf die Architektur? Was passiert, wenn Teile der lebenden Skulptur, weiter hinten im Raum stehen? Beim Fotografieren: spielt mit der Perspektive.”

    Austausch und Nachbesprechung
    Dann werden die gemachten Fotos und Videos gezeigt und gemeinsam besprochen. 

    “Welchen Namen würdet Ihr eurer Skulptur geben?”

    Reflexion und Anmerkungen

    Beim nächsten Mal würde ich weniger Künstler*innen zum Einstieg zeigen. Die Warm-up Phase könnte länger werden, zum Beispiel mit zusätzlichen Übungen: 

    Die Aktionen könnten weiter im öffentlichen Raum stattfinden

    Erneut durch den Raum gehen, bei Freeze zu zweit eine Skulptur formen, beim nächsten Freeze zu dritt 

    zu zweit zusammengehen und eine Skulptur formen, die eine repetitive Bewegung macht. Wer möchte, zeigt seine Skulptur der Klasse live.

    Info Autor*innen

    Lea ist Studierende der Kunstvermittlung und testet im Praktikum die ersten Unterrichtsideen. Die Übungen für diese Stunde wurden in diversen Tanzstunden und Performance Seminaren entwickelt. Seit einigen Jahren arbeitet Lea auch in außerschulischen kunstpädagogischen Bereichen.

  • Genderkonstruktion in der Mode – binäre Kategorien aufweichen

    Dauer:
    Entwickelt:
    Celine Buldun, Lea Wilsdorf in Dialog mit Chalo

    Diese Unterrichtskizze ermöglicht eine spielerische Auseinandersetzung mit Mode, knüpft an die Lebenswelt der Schüler*innen an und reflektiert dabei kritisch die Wechselwirkung von Mode und Genderkonstruktionen.

    Kurzbeschreibung

    Diese Unterrichtskizze ermöglicht eine spielerische Auseinandersetzung mit Mode, knüpft an die Lebenswelt der Schüler*innen an und reflektiert dabei kritisch die Wechselwirkung von Mode und Genderkonstruktionen.

    Ziele

    • Die eigene Umwelt kritisch beobachten, analysieren
    • Verstehen, wie zeitgenössische Mode binäre Geschlechtskategorien schafft, verstärkt oder auflöst
    • kritische Beobachtung, Analyse und Auseinandersetzung mit eigener Umwelt / vorgegebenen Geschlechtskategorien / Modewelt 
    • Durch Beispiele von Schnitten, Stoffen, Mustern, Farben etc. bewusster wahrnehmen, wie Kleidung aufgebaut ist 
    • Erfinden und entwickeln eines eigenen Entwurfs
    • Experimentieren mit der Darstellung von Körpern und Materialität 
    • Fertigkeiten im Umgang mit Schnittmustern, Nadel und Faden, Heißkleber, Tacker, etc. erlernen oder vertiefen 
    • Erkennen, dass die Umwelt (Mode, Genderkonstrukt) von Menschen gestaltet wird und gleichzeitig auf den Menschen Einfluss nimmt

    Materialien

    • Stifte und Papier für Entwürfe
    • Stoffe, Knöpfe, Bänder, alte Kleidung, Nadeln und Fäden, Heißklebepistolen, Tacker …. 
    • Gliederpuppen (falls nicht am eigenen Körper ausprobiert)

    Ablauf

    1 Einstieg durch persönliche Reflexion 

    Die Schüler*innen reflektieren mithilfe eines Fragebogens ihr persönliches Verhältnis und ihre aktuelle Sicht auf Mode. Die Fragen können genutzt werden, um im Anschluss eine gemeinsame Diskussion zu eröffnen. Hierbei ergeben sich evtl. erste Beobachtungen zur Verknüpfung von Gender und Kleidung.

    2 Input und eigene Recherche: Geschichte und zeitgenössische Erfahrungen mit Gender-Konnotationen von Kleidungsstücken

    Die Schüler*innen informieren sich mithilfe des Arbeitsblattes über die Geschichte einzelner Kleidungsstücke, recherchieren selbst zu der heutigen Verwendung und Konnotation und stellen sich diese im Anschluss sich gegenseitig in kleinen Gruppen oder der Klasse vor. 

    Anschließend könnte ein kurzes Video gezeigt werden, in dem eine Person, die sich Gender-fluid kleidet, ihre alltäglichen Erfahrungen teilt. Gemeinsam wird reflektiert, wie binäre Vorstellungen unser Modeverständnis prägen und inwiefern auch Gender-fluide/nicht binäre Kategorien von vorherrschenden  binären, normativen Vorstellungen abgeleitet werden.

    3  Input und Diskussion – Gender-fluide Mode aktuell 

    Anhand von Bildern von prominenten Personen, die in den (sozialen) Medien häufig für ihre Gender-nonkonformen-Looks diskutiert und gefeiert werden, analysieren und diskutieren die Schüler*innen die unterschiedlichen Elemente der Outfits. Hierbei können das Wissen aus der letzten Stunde zu der Geschichte einzelner Kleidungsstücken, aber auch die in der eigenen Vorstellung vorherrschenden Stereotype zu bestimmten Kleidungsstücken einbezogen und hinterfragt werden. In diesem Fall ist es wichtig, auch zu kontextualisieren, was es bedeutet, diese Looks auf roten Teppichen zu tragen und welche Folgen es gleichzeitig u.a. für queere Personen hat/haben kann, Gender-fluide / Gender-nonkonformen Kleidung im Alltag und auf der Straße zu tragen. 

    Untersucht werden können auch aktuelle Modekollektionen, Marken, für die sich die Schüler*innen interessieren, die ihnen im Internet oder in Werbungen begegnen oder die sie selbst tragen. 

    Wie sehr unterteilt die kommerzielle Modewelt in binäre Geschlechterkategorien? Können aber nicht eigentlich alle alles tragen? Und kommt es für interessante Outfits nicht ohnehin auf spannende Kombinationen aus unterschiedlichsten Kollektionen und Kategorien an?  In welchen Kategorien könnte Kleidung an Stelle von männlich/ weiblich sortiert sein? Wie wäre eine Sortierung nach Funktion, Farbe, speziellen Schnitten, Art des Kleidungsstücks etc.? 

    4 Entwurf/Skizzen 

    Um in den darauffolgenden Stunden eigene Outfits anzufertigen, die Gender-fluiden Logiken folgen, werden nun Entwürfe gezeichnet. 

    Hierbei kann experimentiert werden, wie sich Schnitte, Stoffe, Farben und Muster darstellen und kombinieren lassen. Auch die Darstellung und Vielfalt von Körpern & Silhouetten, die die Kleidung tragen, können besprochen werden. 

    Die Outfits dürfen konventionell weibliche und männliche Elemente mischen, müssen das aber nicht unbedingt. Denn sie sollten diese neu denken, dekonstruieren und so die gemeinsam erarbeiteten Fragestellungen aufgreifen und mit einfließen lassen. 

    5 Praktische Umsetzung Outfit 

    Im nächsten Schritt sollen die bereits entstandenen Entwürfe in Partner*innenarbeit praktisch umgesetzt werden. 

    Die Kleidungsstücke könnten modellhaft für eine Gliederpuppe entstehen. Hier wäre es wichtig, die unrealistischen Proportionen und die Problematiken einer vermeintlich neutralen Körperdarstellung, die die Gliederpuppen in sich tragen, anzusprechen. Falls die zeitlichen  Möglichkeiten vorhanden sind, können die Schüler*innen auch Modelle von nicht-standardisierten Körpern bauen oder ihre eigenen Körper verwenden und die Kleidung so auch tatsächlich tragen. 

    Der Materialpool von Stoffresten, alte Kleidung, etc., von Lehrenden und Schüler*innen zusammengetragen, wird gesichtet und mit den Entwürfen abgeglichen. Gemeinsam im Team, oder einzeln werden die Entwürfe mit verschiedenen Techniken umgesetzt. 

    Einige Materialien werden von der Lehrkraft bereitgestellt, die Schüler*innen bringen – falls vorhanden – Stoffreste, alte Kleidung und andere nützliche Materialien mit. 

    Das Material wird gesichtet, mit den Entwürfen abgeglichen, diese bei Bedarf leicht angepasst und sich im Team auf je einen der Entwürfe geeinigt. 

    Gemeinsam werden mögliche Techniken besprochen und von der Lehrkraft erklärt. (Umgang mit Schnittmustern, Nadel und Faden, Heißklebepistolen, Tackern…)

    Die Schüler*innen arbeiten gemeinsam an der Realisierung ihrer Entwürfe und werden bei Bedarf von der Lehrkraft unterstützt. 

    Denkbar wäre, nach Fertigstellung der Outfits auch über Formen der Präsentation und  Inszenierung nachzudenken. 

    6 Reflexion der Schüler*innen

    In der abschließenden Reflexion beantworten die Schüler*innen (schriftlich) folgende Fragen: 

    • In welcher Weise habt ihr das Outfit Gender-fluid gestaltet? 
    • Was bedeutet Gender-fluid dann eigentlich ?
      Was möchtest du aus diesem Projekt für dich mitnehmen? 

    Die Antworten werden nicht bewertet. Sie dienen dazu, in der Auswertung mögliche Gedankengänge besser nachvollziehen zu können und bei den Schüler*innen eine individuelle Reflexion anzuregen. 

    Info Autor*innen

    Celine Buldun und Lea Wilsdorf arbeiten seit zwei, beziehungsweise vier Jahren als Kunsterzieher*innen an Münchner Gymnasien.

  • Antike Münzen – Symbole politischer Macht

    Dauer:
    Entwickelt:
    Jakob Wilsdorf, in Dialog mit Hannah

    Was haben Münzen mit Patriarchat zu tun? Wer ist darauf abgebildet? Anhand von Herrscher*innenbildern auf römischen Münzen werden historische, politische Machtverhältnisse thematisiert. In einem Akt des Empowerments prägen Schüler*innen Münzen mit eigenen Porträts.

    Kurzbeschreibung

    Was haben Münzen mit Patriarchat zu tun? Wer ist darauf abgebildet? Anhand von Herrscher*innenbildern auf römischen Münzen werden historische, politische Machtverhältnisse thematisiert. In einem Akt des Empowerments prägen Schüler*innen Münzen mit eigenen Porträts.

    Ziele

    • Politiken der Repräsentation kritisch hinterfragen und in aktuelle Kontexte setzen
    • Sich über historische patriarchale Machtverhältnisse Gedanken machen und mit heutigen Vorstellungen abgleichen
    • Kritische Auseinandersetzung mit Proportionsschemata für Gesichtsdarstellungen und deren Umsetzung in die Praxis reflektieren
    • Beispiele römischer Kunst kennenlernen und deren Kontexte und historische Lebenswelten erforschen 
    • Spezifische Eigenschaften des Materials Metall, Darstellungsformen wie Profil, Porträt und dreidimensionale Techniken wie Relief und Prägung entdecken
    • Typografische Charakteristika der römischen Antiqua erkunden (zum Beispiel Serifen)
    • Respektvoll auf die porträtierte Tischnachbar*in eingehen, ihre Charakteristika erfassen und die gezeichnete Darstellung mit ihr abstimmen.

    Materialien

    • 1 Prägefolie (A4) pro Schüler*in 
    • DinA4 Kopierpapier, Zeitungspapier
    • Blechschere(n)
    • Bleistifte, Radiergummi, Spitzer
    • Malerkrepp
    • eventuell Feder, Tinte, Scheren, Klebestifte (siehe Reflexion)
    • Materialien

    Ablauf

    Einführung 

    Münzen bieten als historische Quelle eine gute Möglichkeit über politische Programme und patriarchale Machtverhältnisse nachzudenken, da alle Bewohner*innen des römischen Reiches mit ihnen zu tun hatten. Mit der gemeinsamen Münzanalyse zu Beginn der Stunde kann die Klasse sensibilisiert werden, was für eine Macht bestimmte Darstellungen haben können und welche politischen Aussagen dahinter stecken. 

    Als Einstieg in ein gemeinsames Gespräch kann der Klasse ein Bild einer typisch römischen Herrschermünze gezeigt werden: Inhaltlich könnte diskutiert werden: Wer ist dargestellt? Welches Geschlecht? Wie wird die Person dargestellt? Was für eine berufliche Position könnt ihr euch bei der abgebildeten Person vorstellen? Wer kann entscheiden, welche Motive auf die Münze kommen und wer nicht? Und welche Ziele könnten hinter den Motiven stecken? Wer sieht die Münzabbildungen alles? Wer hat mit Münzen überhaupt zu tun?

    Welche formale, technische Charakteristika können entdeckt werden?  Zum Beispiel Darstellung im Profil, dreidimensionale Effekte durch Vertiefungen und Erhöhungen im Material, typografische Charakteristika, wie Großbuchstaben und Serifen, Slogan-artige kurze Texte, die die Machtposition der abgebildeten Personen unterstreichen.

    Erste Skizzen und Slogans

    Dann porträtieren die Schüler*innen den*die Banknachbar*in, um diese*n möglichst machtvoll auf der Prägefolie zu inszenieren. Die Zeichnungen werden mit Bleistift auf A4 Kopierpapier angefertigt. Ein einfaches Proportionsschema dient hierbei als Grundlage. Individuelle Charakterzüge des Gesichts werden beobachtet und gezeichnet.In Absprache mit dem/der Banknachbar*in werden kurze personalisierte Slogans für die Porträts erdacht, um die empowernde Wirkung der Zeichnung noch zu verstärken und mit Bleistift kreisrund um die Abbildung geschrieben (zum Beispiel “Power-Paula”, “Kevinner”, “Mona zieht durch”, “Macher-Max” …).

    Für den nächsten Schritt, empfiehlt es sich, die entstandenen Zeichnungen zu kopieren.

    Prägen

    Die Grafiken werden auf die Metall-Prägefolien gelegt und mit einem robusten Stift (Bleistift, Kugelschreiber) nachgefahren. Eine großzügige Lage Zeitungspapier als Unterlage vereinfacht aufgrund der weicheren Oberfläche das Prägen. Um ein Verrutschen der Vorlage zu vermeiden, können die Papiere mit Malerkrepp auf der Folie fixiert werden. 

    Zunächst müssen nur die groben Konturen des Gesichts und die Buchstaben übertragen werden. Nach der Prägung kann das Papier von der Metallfolie getrennt werden. In einer anschließenden Nachbearbeitung können Details hervorgehoben und plastische Effekte eingearbeitet werden. Zum Beispiel können einzelne Vertiefungen bei Pupille, Nasenlöcher und Mund verstärkt und/oder hervortretende Bereiche, wie Wange, Kinn, Nase, … durch Druck von der Rückseite herausgedrückt und Haare mit feinen Strukturen versehen werden. Die Leserlichkeit der Schrift kann durch Nacharbeiten der Serifen verbessert werden. Zum Schluss kann das Motiv mit einer Metallschere kreisrund ausgeschnitten werden, um die Prägung in Münzform zu bringen. Der Münzrand kann noch mit einem feinen Muster versehen werden.

    Ergebnisse vorstellen und besprechen

    Die bereits fertigen Schüler*innen überlegen sich schon für die Münzen eine gemeinsame Präsentationsmöglichkeit im Klassenzimmer. Zusammen werden gezeigten Münzen angeschaut und besprochen: Welche Unterschiede nehmt ihr zwischen den römischen und den angefertigten Münzen wahr? Was bedeutet es, sich selbst oder anderen Macht oder Autorität zu verleihen? Fallen euch aktuelle Situationen ein, in denen Menschen ihre Macht durch die Verbreitung von Selbstbildnissen stärken?

    Reflexion und Anmerkungen

    In der skizzierten Stunde werden die Porträts mithilfe eines klassischen europäisch geprägten Proportionsschemas angefertigt. Generell trifft eine solche Normierung des menschlichen Körpers nur auf einen sehr kleinen Teil der Menschen zu und ist kritisch zu betrachten. Dennoch kann das Schema für den Zeichenprozess der Schüler*innen eine Orientierung bieten. 

    In der Phase des Porträtierens besteht die Gefahr, dass sich die Porträtierten durch die Darstellungen anderer verletzt fühlen. Das Thema kann entschärft werden, indem nicht der/die Nachbar*in porträtiert wird, sondern mithilfe von Fotos oder Spiegeln Selbstporträts angefertigt werden.

    Die Darstellungen auf den Münzen bieten zudem an, auf die Funktion des Zahlungsmittels als Propaganda-Instrument einzugehen.

    Das Thema lässt sich gut mit einer Sequenz zu Typografie ergänzen. Die Slogans könnten beispielsweise auf einem separaten Blatt mit Feder geschrieben und dann nachträglich auf das Blatt mit dem Porträt aufgeklebt werden. {nochmal bei L. nachfragen}

    Info Autor*innen

    Seit 2020 arbeitet Jakob als Kunstlehrkraft am Gymnasium in Oberstdorf. Die Unterrichtssequenzen hat er in leichten Variationen wiederholt durchgeführt

  • Politische Dimensionen von Kostümen – am Beispiel der Künstler*innengruppe »Ndaku ya la vie est belle« aus Kinshasa

    Dauer:
    Entwickelt:
    Celine Buldun, Lea Wilsdorf in Dialog mit Eva

    Ein Kleid aus abgetragenen Socken, ein Umhang aus abgefahrenen Reifen, ein Mantel aus weggeworfenen Transistorradios – die Kostüme der kongolesischen Künstler*innengruppe »Ndaku ya la vie est belle« laden zu einer Vielfalt an ästhetisch-politischen Beobachtungen und Interpretationen ein. Diese kunsttheoretische Unterrichtsstunde führt via Werkanalyse in postkoloniale Themen ein.

    Kurzbeschreibung

    Ein Kleid aus abgetragenen Socken, ein Umhang aus abgefahrenen Reifen, ein Mantel aus weggeworfenen Transistorradios – die Kostüme der kongolesischen Künstler*innengruppe »Ndaku ya la vie est belle« laden zu einer Vielfalt an ästhetisch-politischen Beobachtungen und Interpretationen ein. Diese kunsttheoretische Unterrichtsstunde führt via Werkanalyse in postkoloniale Themen ein.

    Ziele

    • Den eurozentristischen Kanon öffnen und zeitgenössische Kunstwerke aus der Demokratischen Republik Kongo kennenlernen
    • Bildnerische Gestaltungsmittel (Form, Proportion, Materialien, Oberflächen) und deren politischen Kontexte untersuchen
    • Materialien und Bewegung als Ausdrucksmittel und Bedeutungsträger verstehen
    • Den Einbezug des Körpers, als auch den Einbezug des öffentlichen Raumes als künstlerische Strategie begreifen
    • Rituelle Merkmale in den performativen Arbeiten ergründen
    • Soziale, ökologische und gesellschaftliche Fragestellungen in der Gruppenpräsentation reflektieren
    • Durch Gruppenarbeit Teamfähigkeit fördern
    • Fähigkeiten in der Werkerschließung entwickeln

    Materialien

    • Beamer, PC, Tafel
    • Arbeitsblätter Analyse für die Gruppenarbeit (siehe Ressourcen)
    • 1–2 Tablets, evtl. Kopfhörer

    Ablauf

    Einführung
    Die Stunde wird eingeleitet mit der gemeinsamen Betrachtung der Kostüme. Kurze Einführung mit Hilfe des Arbeitsblatt #1 (bei Bedarf gerne uns kontaktieren). Erste Annäherung in einer gemeinsamen Reflexion: In welcher Weise kommen die verwendeten Alltagsmaterialien der gezeigten Kostüme mit dem Körper der jeweiligen Darsteller*in zusammen? Und was ist der Zweck des Tragens eines Kostüms?

    Werkanalyse
    In kleinen Gruppen wird jeweils eines der drei Kostüme analysiert (Arbeitsblätter AB #2 bis #4). Eine weitere Gruppe untersucht die performativen Aspekte der Kostüme und ihrer Aufführung mittels Video Clips (Tablets/Kopfhörern, siehe AB #5). Auf den Arbeitsblättern werden erste Eindrücke und Gestaltungszusammenhänge notiert.

    Diskussion
    Die Ergebnisse der drei Gruppen werden präsentiert und Gemeinsamkeiten, Gestaltungsweisen und Funktion der Kostüme herausgestellt. Dann sehen die Schüler*innen Videoaufnahmen (siehe Links) der Momente des Tragens, die Situation des Präsentierens und die damit verbundenen Rituale an. Die vierte Gruppe diskutiert daraufhin ihre Ergebnisse zur Analyse des Videos.

    Reflexion und Transfer
    Abschließend wird die Bedeutung der rituellen, symbolischen Handlungen reflektiert und die Bedeutung des öffentlichen Raumes im Vergleich zum Tafelbild und zum Ort des Museums.

    Reflexion und Anmerkungen

    Die Unterrichtstunde lädt zu verschiedenen praktischen Experimenten ein:

    • Kostüme selbst zeichnerisch zu entwickeln.
    • dreidimensionale Gestaltung von Kostümen (in Gruppenarbeit) sowie eine fotografische Dokumentation der Kostümpräsentation und Inszenierung.

    Ausgehend von selbstgewählten Materialien und deren Verarbeitung zu Kostümen entwickeln Schüler*innen Konzepte für eine Botschaft oder Aussage aus ihrer Lebenswelt (z.B. Recherche zu Müllproduktion in der Schule).

    Lehrplan: Dieses Unterrichtskonzept ist geeignet für verschiedene Jahrgangsstufen. Der bayerische Lehrplan für die 11. Jahrgangsstufe legt den Fokus auf die Untersuchung der wechselseitigen Einflüsse von Werken europäischer und außereuropäischer Kunst im Zusammenhang mit Inspiration, Transformation, Aneignung und Vereinnahmung. In der 13. Jahrgangsstufe steht die Auseinandersetzung mit den Mitteln der Werkerschließung und sinnvollen Fragestellungen im Umgang mit dem Thema Körper in der Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts im Vordergrund.

    Info Autor*innen

    Hier kommen die Inhalte

  • Mode ohne Geschlechtergrenzen – ein Fotoprojekt

    Dauer:
    Entwickelt:
    Zoe Much, im Dialog mit Eva & Chalo

    Stellt euch vor, ihr seid Fotograf*innen & Stylist*innen eines genderneutralen Fashion Labels. Ihr kreiert eine Fotostrecke die genau das widerspiegelt und mit Stereotypen und binären Sichtweisen auf Geschlecht und Mode bricht.

    Text „Genderless Fashion: Mode ohne Geschlechtergrenzen“ (Berliner Fashion Week, 29.07.2022)

    Queerness in Photography | C/O Berlin (co-berlin.org).

    Claude Cahun, französische Künstler*in, Fotograf*in, Darsteller*in, Aktivist*in und Schriftsteller*in des Surrealismus (Nantes 1894– 1954).

    Catherine Opie – Balenciaga’s Autumn 2018 collection

    Kurzbeschreibung

    Stellt euch vor, ihr seid Fotograf*innen & Stylist*innen eines genderneutralen Fashion Labels. Ihr kreiert eine Fotostrecke die genau das widerspiegelt und mit Stereotypen und binären Sichtweisen auf Geschlecht und Mode bricht.

    Ziele

    • Mit Mode, Identität und Körper experimentieren
    • Binäre Sichtweise (auf Mode) öffnen
    • Zusammenarbeit in Gruppen lernen
    • Bildkonzepte entwerfen und visualisieren
    • Fotografische Auseinandersetzung mit einem Thema, Konzept, Motiv, Ästhetik, Lichtsituation, Bildaufbau etc.

    Materialien

    Kameras oder Handys.
    Wenn möglich: Beleuchtungsmöglichkeiten, Lampen, Blitz, Farbfolien, farbige Stoffe, Kleidungsstücke, Accessoires, MakeUp, Schmuck etc.

    Ablauf

    Einführung (erste Doppelstunde)

    Das Thema kann mit einem Zitat: des japanischen Modedesigners Yohji Yamamoto eingeführt werden: „I always wonder who decided that there should be a difference in the clothes of men and women“ 1983.

    Diskussion in der Klasse über die Frage: Welche Kleidungsstücke oder Styling Elemente sind gesellschaftlich eher mit einem bestimmten Geschlecht behaftet und welche sind es nicht oder eher weniger ? Hierzu gehören auch Frisuren, Makeup, Schmuck, Accessoires …

    Gemeinsames Lesen des Textes: „Genderless Fashion: Mode ohne Geschlechtergrenzen“ (Berliner Fashion Week, 29.07.2022)

    Kurzer Einblick in die westliche Modegeschichte des 20. Jahrhunderts um zu zeigen wie binäre Sichtweisen Mode geprägt hat und prägt – und wie sich verändernde gesellschaftliche Denkmuster in der Mode widergespiegelt werden.

    Hier können Bildbeispiele dienen, die auf die Veränderung von Stereotypisierungen eingehen, zum Beispiel Klischee-Farben Rosa-Blau oder Hosen bzw. Röcken als spezifisch geänderte Kleidungsstücke. (siehe Powerpoint Präsentation)

    Mögliche Beispiele aus der Kunst und Fotografie wären folgende Webseiten, die die Schüler*innen selbstständig erkunden könnten.

    • Queerness in Photography | C/O Berlin (co-berlin.org).
    • Claude Cahun, französische Künstler*in, Fotograf*in, Darsteller*in, Aktivist*in und Schriftsteller*in des Surrealismus (Nantes 1894– 1954).
    • Catherine Opie – Balenciaga’s Autumn 2018 collection

    Aktion (zweite Doppelstunde)
    Aufgabe: Stellt euch vor, ihr seid Fotograf*innen & Stylist*innen eines genderfluiden/genderneutralen Fashion Labels. Ihr kreiert eine Fotostrecke die genau das widerspiegelt und mit Stereotypen und binären Sichtweisen auf Geschlecht und Mode bricht.

    Dies kann umgesetzt werden durch
    – Close-ups (Nahaufnahmen) von Posen oder Teilen bestimmter Körperteile
    – Kleidungsstücke, Schmuck, Make-up, Frisuren
    – durch Cross-dressing oder genderfluid Styling.
    – Stylingelemente oder Kleidungsstücke, die mit keinem Geschlecht behaftet sind
    – oder durch andere Ideen, die euch einfallen

    Ideen entwickeln und vorstellen
    Zum „Aufwärmen“ bilden die Schüler*innen kleine Teams, stellen Posen aus den Beispielen nach und dokumentieren dies fotografisch. Hier geht es zunächst darum ohne Utensilien oder Accessoires verschiedene Posen und den Bildaufbau auszuprobieren.

    Dann werden in Einzelarbeit eine oder mehrere konkrete Fotoideen zeichnerisch oder schriftlich skizziert – und die benötigten Materialien geklärt. Die Ideenskizzen werden anschließend im Plenum gegenseitig vorgestellt und besprochen.

    Fotografieren und Ergebnisse vorstellen (dritte Doppelstunde)
    Die Schüler*innen bringen die Accessoires mit, die sie für die Umsetzung ihrer Fotoideen benötigen, zum Beispiel Schmuck, Stoffe, Kleidungsstücke, Accessoires, Make-up, Nagellack, etc.

    In 2-er Teams wird gemeinsam je eine Motividee von jeder Person inszeniert und fotografiert und dabei spielerisch Bildaufbau, Licht, Kontrast, Farbigkeit erkundet.

    Im Plenum werden dann die Fotografien gezeigt und Komposition und die getroffenen ästhetischen Entscheidungen besprochen.

    Reflexion und Anmerkungen

    Die Schüler*innen selbst „rosa und blau“ „Junge oder Mädchen“ googlen lassen, statt nur von meiner Erfahrung der Google Suche zu berichten.

    Je nach Klasse bei Gruppenarbeit die Gruppengröße festlegen.