- Dauer: 3 Doppelstunden
- Entwickelt: Petz Haselmayer im Dialog mit Nargol und Hannah
Kurzbeschreibung
Arbeiten von BiPoC-Künstler:innen wie Renee Cox und Beyoncé, die klassische Werke aus dem Kunstkanon zitieren und neu interpretieren dienen als Ausgangspunkt für eine Analyse und Diskussion über die Sichtbarkeit von BIPoC in der eurozentristischen Kunstgeschichte. Gleichzeitig kann im Vergleich mit den zitierten Originalwerken die Bedeutung von Ikonographie und die Aussagekraft von Symbolen thematisiert und kritisch mit Begriffen wie “Repräsentation, Gender und Macht” auseinandergesetzt werden.
Die Arbeit an eigenen Neuinszenierungen bietet den Schüler*innen die Möglichkeit, die gemeinsam beobachteten künstlerischen Strategien auszuprobieren und zu erfahren, welche selbstermächtigende Wirkung die Repräsentation der eigenen Lebensrealität haben kann.
Ziele
- Fachbegriffe Kanon, Repräsentation, Referenz, Bildzitat, Ikonographie, Allegorie und Tableaux Vivant kennenlernen und deren Anwendung in der bildenden Kunst sowie in der Popkultur untersuchen
- Bildanalytische Fähigkeiten entwickeln, um Bedeutungsebenen, Erzählungen und Botschaften in Bildern zu erkennen und zu interpretieren
- Eine kritische Analyse von Darstellungen üben und Stereotype hinterfragen
- Wirkungspotential von Neuinterpretationen ergründen
- Verständnis für die Bedeutung von Bildzitaten fördern
Ablauf
Einführung für die Lehrkraft (Link zu extra Datei)
Hier findet sich eine inhaltliche Einführung für Lehrkräfte sowie Vorschläge, welche Bilder beispielsweise für die Stunde verwendet werden können.
Einstieg
Es werden Kleingruppen gebildet, die jeweils an einem Tisch sitzen und jeweils eines der, von der Lehrkraft ausgewählten, Bilder vor sich haben. Zusammen verfasst jede Gruppe eine Bildbeschreibung zu dem dort liegenden Bild. Hier soll über den Bildinhalt gesprochen werden, ohne diesen direkt mit Interpretationen aufzuladen.
Anschließend stellt jede Gruppe ihre Bildbeschreibung im Klassenverband vor. Dabei können die Arbeiten während der Präsentation mit einem Beamer projiziert werden.
Fragen an die Klasse und Kontextualisierung der Beispiele:
- Was haben die Bilder alle gemeinsam?
- Worauf wollen wir hinaus?
- Was ist das Thema?
- Wie sprechen wir darüber?
- Was wird gemacht?
- Bedeutung und Klärung von Fachbegriffen:
- Kanon
- Repräsentation
- Referenz
- Ikonographie
- Allegorie
- Tableaux Vivant
Bildspezifische Kontextualisierung:
Die Gruppen sollen noch mehr über den Kontext und die Entstehung der Arbeiten herausfinden. Als Hilfestellung dient das Arbeitsblatt mit vorgeschlagenen Recherchefragen.
Es wird davon ausgegangen, dass die Schüler*innen die originalen Bilder oder die Referenzen auf kunsthistorische Bilder nicht kennen. Es werden ihnen deshalb die ursprünglichen Bilder bzw. ikonografische Referenzen aus der Kunstgeschichte und Alltagskultur zur Verfügung gestellt, um sie mit den gezeigten Werken zu vergleichen.
Mögliche Fragen:
- Was wollen uns die Bilder erzählen?
- Was fällt euch jetzt auf? Welche Parallelen sind zuvor nicht aufgefallen?
- Welche Unterschiede sind zwischen den beiden Arbeiten zu finden und wie können diese interpretiert werden?
- Welche Message, Erzählung steckt dahinter?
- Wer spricht?
- Wer wird nicht gehört?
- Wer steht im Zentrum und wie?
- Wie können die Darstellungen der Personen in den zitierten Arbeiten interpretiert werden?
- Wie ändert sich die ursprüngliche Bedeutung (einzelner Objekte/ des gesamten Bildes) durch das Zitat und die Reinszenierung?
Die Rechercheergebnisse werden mit der Klasse geteilt. Der Moment kann als Anknüpfungspunkt für eine weiterführende Diskussion genutzt werden, die verschiedene Fragen verfolgen kann
- Wie viel Wissen zu Werken des klassischen Kunstkanons braucht es, um die Zitate zu verstehen?
- Wie viel darf oder kann an einem Original verändert werden, um noch als Zitat, Remake, Homage, Sample (eher in der Musik verwendet), … erkannt zu werden?
- (Un-) Sichtbarkeit von BIPoC Körpern:
- in der Kunstgeschichte
- in religiösen Ikonographien
- in weiteren medialen Darstellungen?
- Wie können wir Stereotype durchbrechen?
Praktischer Teil
Die Schüler*innen erstellen in Kleingruppen eigene Arbeiten zum Thema Ikonographie.Dabei können sie eines der bereits besprochenen Bilder als Grundlage für ihre Neuinterpretation wählen.
Alternativ gibt es die Möglichkeit ein neues Referenzbild zu suchen (z. B. ein Filmstill, ein Medienbild o. Ä.), das besser zu ihrer eigenen Lebensrealität passt.
Die in der Diskussion heraus gefundenen Assoziationen und Erkenntnisse zu bestimmten Symbolen und erkannten Änderungen in Stil, Darstellungsweisen oder Material können für die eigene Interpretation genutzt werden.
Für die künstlerische Arbeit können Techniken wie Fotografie, Bildbearbeitung, Malerei, Zeichnung etc. verwendet werden. Es wird empfohlen, dass die Lehrperson einen Rahmen vorgibt, welche Techniken im Unterricht zur Verfügung stehen.
Nach der Fertigstellung der künstlerischen Arbeiten verfasst jede Gruppe einen kurzen Werktext, der bei der Präsentation mit vorgestellt wird.
Abschluss
Präsentation der Arbeiten und Reflexion im Klassenverband
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Info Autor*innen
Petz ist Assistenz der Abteilung Fachdidaktik – Vermittlung – Forschung in der Kunstuni in Linz. Davor unterrichtete dey neun Jahre in einem Gymnasium in Wien. Dey verwebt künstlerische, forschende und kunstpädagogische Praktiken mit queer-feministischen, post- und dekolonialen Perspektiven unter anderem in erinnerungspolitischen Interventionen und Projekten.