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  • Koloniale Bilder multiperspektivisch lesen lernen: Man Rays Foto “Noire et Blanche” (1926)

    Dauer:
    Entwickelt:
    Annette Schemmel in Dialog mit Eva und Hannah

    Warum sind in der Fotoarbeit „Noire et Blanche“ (1926) von Man Ray eine nackte weiße Frau und ein geschnitztes Gesicht zu sehen? Wo kommt die Holzmaske her? Warum hat Man Ray sie auf diese Weise inszeniert? Die Schüler*innen organisieren sich in kleinen Forschungsgruppen, um den Umständen bzw. den Machtverhältnissen zur Entstehungszeit des Kunstwerkes nachzugehen und präsentieren anschließend in einem Rollenspiel der Klasse ihre Ergebnisse.

    Ressourcen

    Eine kritische Einführung in den Stand der kunstwissenschaftlichen Forschung von Kerstin Pinther mit dem Titel „Die Kunst Afrikas“, C.H. Beck Wissen, 2022

    Eine Untersuchung der Entstehungsgeschichte und des Kontexts des Kunstwerks von Kunst- und Fotohistorikerin und Kuratorin Wendy Grossman,  “Unmasking Man Ray’s Noire Et Blanche.” American Art, 2006.

    Kurzbeschreibung

    Warum sind in der Fotoarbeit „Noire et Blanche“ (1926) von Man Ray eine nackte weiße Frau und ein geschnitztes Gesicht zu sehen? Wo kommt die Holzmaske her? Warum hat Man Ray sie auf diese Weise inszeniert? Die Schüler*innen organisieren sich in kleinen Forschungsgruppen, um den Umständen bzw. den Machtverhältnissen zur Entstehungszeit des Kunstwerkes nachzugehen und präsentieren anschließend in einem Rollenspiel der Klasse ihre Ergebnisse.

    Ziele

    • Bilder kritisch hinterfragen lernen
    • Die Begriffe Exotismus und Othering kennenlernen und verstehen 
    • Die Konstruktion von Differenz und Polarisierung verstehen und koloniale Denkmuster im Heute und Jetzt reflektieren
    • Die eurozentristische Weltsicht (der Kunstgeschichtsschreibung) erkennen 
    • Die Differenziertheit von Ausdrucksformen und von ästhetischen Konzepten des afrikanischen Kontinents erfassen
    • Kulturelle Aneignung und Cultural Appreciation verstehen und kritisch hinterfragen
    • anhand einer Forschungsfrage mit Recherchemethoden experimentieren
    • Forschungsergebnisse auswerten, vorstellen und gemeinsam reflektieren
    • Verschiedene Rollen und Perspektiven entwickeln und vertreten
    • mit Zweideutigkeit umgehen lernen (Ambiguitätstoleranz)

    Materialien

    • Internetzugang für jede Gruppe mittels Tablet, Computer oder Smartphones
    • Fotokopien der Arbeitsblätter und der Recherchequellen
    • Accessoires und Requisiten für die Talk-Show (Moderationskarten, auffällige Brille, Perücke …)

    Ablauf

    Intro

    Eines der berühmten Fotos des amerikanischen Künstlers Man Ray trägt den Titel „Noire et Blanche“ und wurde 1926  erstmals in der Pariser Zeitschrift Vogue veröffentlicht. Das Foto, das auch in vielen Schulbüchern abgebildet ist, zeigt die Nachbildung einer Portrait-Maske. Derartige Masken wurden traditionell in der Gesellschaft der Baule (heutige Elfenbeinküste) zur Würdigung verdienter Mitglieder der Gemeinschaft im Zuge von Performances aktiviert. Ähnlich wie viele andere moderne Künstler*innen seiner Zeit hat Man Ray sich hier ein außereuropäisches Artefakt angeeignet, um es nach seinem Geschmack in Szene zu setzen. 

    Im Rahmen einer experimentellen Werkanalyse untersuchen die Schüler*innen die Verstrickungen dieses Kunstwerkes mit den gesellschaftspolitischen Machtverhältnissen zur Entstehungszeit. Indem detailliertes Kontextwissen über ein westafrikanisches Artefakt von den Schüler*innen selbst recherchiert wird, erweitern sie zudem den Horizont ihres (Kunst-)Geschichtsverständnisses.

    In dieser Unterrichtseinheit lernen Jugendliche, sich dem von Man Ray inszenierten Artefakt mit wissenschaftlicher Sorgfalt und aus verschiedenen Perspektiven zu nähern. So können verallgemeinernde und stereotype Wahrnehmungen von “afrikanischen Kulturen” und Masken abgebaut werden. Wenn sie dann in einem zweiten Schritt diese Perspektiven in einem Rollenspiel als Expert*innen in einer Talk Show selbst verkörpern, können sie sich auf unterhaltsame Weise der Ambivalenz, der künstlerischen Komplexität sowie der möglichen Gewalt von kulturellen Aneignungen wie derjenigen durch Man Ray bewusst werden.

    Vorgehensweise

    Bildbetrachtung

    Man Rays Foto „Noire et Blanche“ wird gemeinsam in der Klasse betrachtet und erste Eindrücke, Beschreibungen und Beobachtungen gesammelt. Was sehen wir? Wie steht der Fotograf, wie stehen Betrachter*innen zur Entstehungszeit und wir heute dem Bild gegenüber?

    Ein*e Jugendliche*r kann die gesammelten Eindrücke aufschreiben, um die Beobachtungen zu mappen. 

    Recherchieren aus verschiedenen Blickwinkeln 

    Um die Auseinandersetzung zu vertiefen, werden kleine Arbeitsgruppen von 3–4 Personen gebildet. Jede Arbeitsgruppe wählt eines der aufgeführten Themen zur Bearbeitung und entwickelt so eine Art Spezialexpertise zu Aspekten des historischen Fotos. Dazu wird jeder Gruppe ein Arbeitsblatt [siehe Ressourcen] bereitgestellt, das Wissensbausteine und weitere Ressourcen enthält. 

    Forschungsgruppe 1: Woher kommt die Maske? Welche Funktion hat sie im Entstehungsland? Zur Pflege welcher Traditionen, für welche Rituale wurde sie genutzt? 

    Forschungsgruppe 2: Wie kamen Porträt-Masken in die Museen des Nordens und warum gibt es seit einigen Jahren die Restitutionsdebatte? 

    Forschungsgruppe 3: Wie werden afrikanische Artefakte typischerweise von modernen Fotografen des Globalen Nordens inszeniert?

    Forschungsgruppe 4: Wer ist die Frau auf dem Foto?  Welche Schönheitsideale verkörpert Sie, wie ist sie geschminkt? 

    Forschungsgruppe 5: Wer ist Man Ray: Wo, wann, warum hat er das Werk so inszeniert? Was können wir herausfinden? Was sind Fakten, was ist Interpretation?

    Forschungsgruppe 6: Was ist “Exotismus”? Wann und warum tritt er auf? Was hat Exotismus mit Othering und Rassifizierung zu tun?

    Performatives Diskutieren der Ergebnisse als Rollenspiel

    Vertreter*innen, Rollenverteilung
    Die Präsentation der Recherche erfolgt in einem Rollenspiel der Vertreter*innen der einzelnen Forschungsgruppen.

    Diese nehmen passend zu ihrem Recherchethema Expert*innen-Rollen ein, sie verkörpern dann zum Beispiel die Direktorin des Metropolitan Museums, in dem eine ähnliche Maske ausgestellt ist, eine Aktivist*in/ Diskriminierungsbeauftragten, die Othering und Rassismus im Alltag bekämpft, die Herausgeber*in der Vogue, in der das Foto erschienen ist oder Man Ray selbst, der Auskunft über die Entstehung des Werkes gibt, etc.

    Wer mag, kann sich mit Requisiten ausstatten, um besser in die Rolle schlüpfen zu können.

    Präsentation Talk-Show

    Die Lehrkraft übernimmt die Moderation der Talk-Show. Die Expert*innen, die ihr Wissen zur Schau stellen und es mit demjenigen der Anderen vernetzen, können auf ihr “Forschungsteam” zurückgreifen und diesem Fragen weitergeben.

    Abschluss

    Die Lehrkraft fasst die Ergebnisse zusammen und bespricht abschließend mit der Klasse die Frage: Was hat der Exotismus der europäischen Moderne mit Othering und Rassismus zu tun? Welche Vorstellungen schwingen in verallgemeinernden Begriffen wie “afrikanische Maske”  mit? Sammelt Gründe, warum hier differenzierte Bezeichnungen sinnvoll und sogar erforderlich sind. 

    Reflexion und Anmerkungen

    Ich experimentiere seit 2018 im Unterricht mit Man Rays Foto, ursprünglich als Paradebeispiel des Surrealismus im Sinne von Lautréamont. Die Untersuchungen der Entstehungsgeschichte und des Kontexts dieses Kunstwerks durch die Kunst- und Fotohistorikerin Wendy A. Grossman haben meine Lektüre des Bildes entscheidend weitergebracht. Weil es sich um ein ebenso populäres wie schwieriges Bild handelt, habe ich meine didaktische Herangehensweise verschiedentlich zur Diskussion gestellt, u.a. beim Symposium ‚Exploring Visual Cultures‘ in Cape Town, South Africa (2019). 

    Auch praktisch habe ich zu diesem Foto mit Schüler*innen gearbeitet: Unsere kritische Aktualisierung ist seit 2020 im Münchner Museum Fünf Kontinente in der Afrikaabteilung ausgestellt und im Museumsfernsehen auch online zu sehen. Die Ausgabe Kunst + Unterricht „Global South: Fokus Afrika“ (2025) stellt die überarbeitete, praktische Unterrichtsidee vor. Die Kritilab-Redaktion sah jedoch bei der praktischen Umsetzung, die die Effekte von formalen und inhaltlichen Kontrasten in der Fotografie zum Gegenstand hatte, “die Gefahr, dass das problematische Othering (Schwarz/weiß) in den Schüler*innenarbeiten wiederholt wird.” 

    Aus dieser Vorgeschichte entstand im Dialog die vorliegende didaktische Konzeption, die mittels einer multiperspektivischen und performativen Herangehensweise Perspektivwechsel ermöglichen soll. Auch diese Konzeption sollte weiterentwickelt werden, ich freue mich schon auf Erfahrungsberichte und Veränderungsvorschläge!

    Info Autor*innen

    Seit 2017 unterrichte ich Kunst als Doppelfach am Gymnasium und bilde am Lehrstuhl für Fachdidaktik der Akademie der Bildenden Künste München die nächste Generation Kunstlehrkräfte mit aus. Man Rays Fotografie und ihre Implikationen interessieren mich aus einer diskriminierungskritischen Perspektive und auch in meinen anderen Rollen – als Kuratorin und als Kunsthistorikerin mit Schwerpunkt zeitgenössisches Afrika.

  • Straßenschilder der Zukunft: Zeichen setzen und neu erinnern!

    Dauer:
    Entwickelt:
    Nargol Gharahshir

    Initiativen wie die Black Lives Matter Bewegung werden als Anlass genommen, um über kollektive Erinnerungskultur und deren Ausdruck in der Gestaltung des öffentlichen Raumes nachzudenken. Das kritische Hinterfragen von vorhandenen Straßennamen, Mahnmäler und Denkmäler bildet eine inspirative Grundlage, für die praktische Gestaltung. Schüler*innen haben die Möglichkeit, mit eigens angefertigten Straßenschildern den öffentlichen Raum mitzugestalten und Repräsentationen inklusiver und gleichberechtigter zu denken.

    Kurzbeschreibung

    Initiativen wie die Black Lives Matter Bewegung werden als Anlass genommen, um über kollektive Erinnerungskultur und deren Ausdruck in der Gestaltung des öffentlichen Raumes nachzudenken. Das kritische Hinterfragen von vorhandenen Straßennamen, Mahnmäler und Denkmäler bildet eine inspirative Grundlage, für die praktische Gestaltung. Schüler*innen haben die Möglichkeit, mit eigens angefertigten Straßenschildern den öffentlichen Raum mitzugestalten und Repräsentationen inklusiver und gleichberechtigter zu denken.

    Ziele

    • Ausdrucksmöglichkeiten von Erinnerungskulturen kennenlernen
    • Kritisches Hinterfragen von Straßennamen, Mahnmäler und Denkmäler 
    • Bewusstseinsentwicklung für die Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit bestimmter Personengruppen im öffentlichen Raum 
    • Gestaltungsmöglichkeiten als Ausdruck alternativer Perspektiven und inklusiver Ideen ausprobieren
    • Recherchekompetenz vertiefen

    Materialien

    Modulare Anpassung möglich:

    Für die Lehrperson:
    Klassenraum mit Computer, Beamer, Internetzugang, Mentimeter, evtl. Drucker

    PowerPoint zur Einführung mit Beispielen von Denkmälern und Straßennamen (bei Interesse an der Powerpoint Mail an uns)

    Für die Schüler*innen
    Für die Recherche: Internetzugang (z.B Website: Genderatlas)

    Für den Beobachtungsspaziergang: Kamera, oder Smartphone

    Für die PraxisAllgemein:
    Papier für die Skizzen, Stifte
    Beispiel Kartonschilder:
    Karton, Stifte, Lineale, Scheren /cutter, Schneidematten, Acrylfarben, Pinsel

    Beispiel Keramikschilder:
    (Lufttrocknender-) Ton, Keramikglasuren oder Acrylfarben

    Ablauf

    Einführung: Erinnerungskultur Allgemein


    Einführung in das Thema: Was sind Denkmäler und Straßennamen? Aus welchen Gründen werden sie aufgestellt? Wer wird erinnert, wer nicht? (Powerpoint)

    Interaktives Gedankenexperiment, das mit einer Wordcloud-Erstellung über mentimeter.com visualisiert werden kann.
    Die Schüler*innen schreiben Ereignisse und Personen auf, die sie in den letzten Jahren erlebt haben (z.B. Fridays for Future, Black Lives Matter, COVID-19, Nationalratswahlen).

    Analyse bekannter Denkmäler und Stolpersteine im eigenen Ort.
    Wien. (Powerpoint 9-12)


    Recherchearbeit:

    In Kleingruppen recherchieren die Schüler*innen Informationen zu Straßennamen zum Beispiel anhand folgender Fragen: 

    • Wie werden Benennungen begründet?
    • An wen wird hauptsächlich erinnert?
    • Wer entscheidet, wie eine neue Straße genannt wird?

    Mögliche Quellen für die Recherchearbeit: Interview zu Kunstaktion mit Straßenschildern: 

    Bezogen auf den Artikel:
    Mögliche Frage:

    • Wie viel Prozent der Straßen in europäischen Großstädten sind nach Männern benannt?

    Antwort: In europäischen Großstädten sind durchschnittlich 91 Prozent der nach Personen benannten Straßen Männern gewidmet. 

    Bezogen auf Genderatlas:
    Für Wien bietet sich die Website Genderatlas an:

    Mögliche Fragen:

    • Welche Farben werden verwendet um die Straßen zu visualisieren?
      Antwort: Rot, Blau, Grau
    •  Wie viele Straßen sind nach Frauen benannt und in welcher Farbe sind sie gekennzeichnet?
      Antwort: 356 Straßen sind nach Frauen benannt und in der Farbe Rot gekennzeichnet.


    Beobachtungsspaziergang:

    Bei einem gemeinsamen Spaziergang durch die Straßen in der Nähe der Schule machen die Schüler*innen Fotos von den Straßenschildern, die ihnen begegnen. Eventuell fallen der Klasse auch stadtspezifische Strukturen wie genormte Nummernschilder an den Häusern auf.

    Nach dem Spaziergang, in der Schule:

    • Gemeinsames Anschauen der Fotos
    • Besprechung: Anhand welcher Merkmale haben die Schüler*innen ein Foto von einem Straßenschild aufgenommen?
    • Welche Gestaltungsmerkmale lassen sich (in Bezug auf Typografie, Farbe, Form, Größe,…) erkennen?
    • Welche dieser Merkmale sind für die Leserlichkeit der Straßenschilder besonders wichtig? Explizit auf Kontraste und Schriftgrößen eingehen.


    Vorbereitung zur praktischen Phase

    Gestaltung eines eigenen Straßenschildes für einen imaginären Platz oder zur Umbenennung eines bestehenden Ortes.
    Zurückdenken an mentimeter Ideensammlung. Wem oder was möchte ich mein Straßenschild widmen? Was ist für mich erinnerungswürdig? Welche besprochenen Gestaltungsmerkmale können meine Idee unterstützen?
    Je nach Fach oder Interesse kann das vorgegebene Material und die Technik für die Gestaltung von der Lehrkraft gewählt werden.

    Zur Inspiration:

    Projekt Elsa Plainacher am Angewandte Festival

    Instagram elsaplainachter


    Durchführung der praktischen Phase
    Die Schüler*innen gestalten Straßenschilder mit dem vorgegebenen Material.

    Möglicher weiterer Verlauf:

    • Die Schüler*innen gehen in Kleingruppen auf die Straße (Umgebung Schule) und bringen ihre Schilder für die Dauer eines Fotos an den jeweiligen Straßenpfosten an und dokumentieren die Aktion fotografisch.

      Notiz: Dürfen die Schüler*innen aufgrund ihres Alters ohne Lehrperson auf die Straße?


    Präsentation der Ergebnisse

    Die Schüler*innen präsentieren ihre gestalteten Straßenschilder, sowie ihre inszenierten Fotos vor der Klasse.

    Weitere Möglichkeiten:

    • In der Schule wird eine Ausstellung mit den Fotos der Schüler*innen gemacht, die als Plakate aufgehängt sind. 
    • Rollenspiel des Akts der Umbenennung in den Rollen der Bürgermeiter*innen, Frauenrechtsaktivist*innen, Stadtrat, usw. 
    • Statt des Fokus auf Straßenschilder können auch Denkmäler und Mahmähler in der Schulumgebung gesucht und dazu eine praktische Umgestaltung gedacht gedacht werden.

    Reflexion und Anmerkungen

    Dieses Konzept wurde im Rahmen eines Praktikums durchgeführt.

    Für den Unterricht wären einige Vorübungen von Vorteil gewesen, da der Umgang mit Cuttern und Acrylfarben für manche Schüler*innen nicht einfach war.

    Info Autor*innen

    Ich studiere Lehramt im Master für die Fächer „Technik und Design“ sowie „Kunst und Gestaltung“ an der Universität für angewandte Kunst Wien. Ich bin auch Kunstvermittlerin (im Museum, bei Workshops, Festivals) und als Menschenrechtsbildnerin für Amnesty International tätig. Ich habe die Schulpraktika im Studium absolviert, im außerschulischen Feld gearbeitet und Workshops in Schulen abgehalten. Ich beschäftige mich viel mit intersektionalem Feminismus und wünsche mir eine barrierefreie, antidiskriminierende und inklusive Gesellschaft. Somit versuche ich mein theoretisches Wissen auch praktisch umzusetzen.

  • Antike Münzen – Symbole politischer Macht

    Dauer:
    Entwickelt:
    Jakob Wilsdorf, in Dialog mit Hannah

    Was haben Münzen mit Patriarchat zu tun? Wer ist darauf abgebildet? Anhand von Herrscher*innenbildern auf römischen Münzen werden historische, politische Machtverhältnisse thematisiert. In einem Akt des Empowerments prägen Schüler*innen Münzen mit eigenen Porträts.

    Kurzbeschreibung

    Was haben Münzen mit Patriarchat zu tun? Wer ist darauf abgebildet? Anhand von Herrscher*innenbildern auf römischen Münzen werden historische, politische Machtverhältnisse thematisiert. In einem Akt des Empowerments prägen Schüler*innen Münzen mit eigenen Porträts.

    Ziele

    • Politiken der Repräsentation kritisch hinterfragen und in aktuelle Kontexte setzen
    • Sich über historische patriarchale Machtverhältnisse Gedanken machen und mit heutigen Vorstellungen abgleichen
    • Kritische Auseinandersetzung mit Proportionsschemata für Gesichtsdarstellungen und deren Umsetzung in die Praxis reflektieren
    • Beispiele römischer Kunst kennenlernen und deren Kontexte und historische Lebenswelten erforschen 
    • Spezifische Eigenschaften des Materials Metall, Darstellungsformen wie Profil, Porträt und dreidimensionale Techniken wie Relief und Prägung entdecken
    • Typografische Charakteristika der römischen Antiqua erkunden (zum Beispiel Serifen)
    • Respektvoll auf die porträtierte Tischnachbar*in eingehen, ihre Charakteristika erfassen und die gezeichnete Darstellung mit ihr abstimmen.

    Materialien

    • 1 Prägefolie (A4) pro Schüler*in 
    • DinA4 Kopierpapier, Zeitungspapier
    • Blechschere(n)
    • Bleistifte, Radiergummi, Spitzer
    • Malerkrepp
    • eventuell Feder, Tinte, Scheren, Klebestifte (siehe Reflexion)
    • Materialien

    Ablauf

    Einführung 

    Münzen bieten als historische Quelle eine gute Möglichkeit über politische Programme und patriarchale Machtverhältnisse nachzudenken, da alle Bewohner*innen des römischen Reiches mit ihnen zu tun hatten. Mit der gemeinsamen Münzanalyse zu Beginn der Stunde kann die Klasse sensibilisiert werden, was für eine Macht bestimmte Darstellungen haben können und welche politischen Aussagen dahinter stecken. 

    Als Einstieg in ein gemeinsames Gespräch kann der Klasse ein Bild einer typisch römischen Herrschermünze gezeigt werden: Inhaltlich könnte diskutiert werden: Wer ist dargestellt? Welches Geschlecht? Wie wird die Person dargestellt? Was für eine berufliche Position könnt ihr euch bei der abgebildeten Person vorstellen? Wer kann entscheiden, welche Motive auf die Münze kommen und wer nicht? Und welche Ziele könnten hinter den Motiven stecken? Wer sieht die Münzabbildungen alles? Wer hat mit Münzen überhaupt zu tun?

    Welche formale, technische Charakteristika können entdeckt werden?  Zum Beispiel Darstellung im Profil, dreidimensionale Effekte durch Vertiefungen und Erhöhungen im Material, typografische Charakteristika, wie Großbuchstaben und Serifen, Slogan-artige kurze Texte, die die Machtposition der abgebildeten Personen unterstreichen.

    Erste Skizzen und Slogans

    Dann porträtieren die Schüler*innen den*die Banknachbar*in, um diese*n möglichst machtvoll auf der Prägefolie zu inszenieren. Die Zeichnungen werden mit Bleistift auf A4 Kopierpapier angefertigt. Ein einfaches Proportionsschema dient hierbei als Grundlage. Individuelle Charakterzüge des Gesichts werden beobachtet und gezeichnet.In Absprache mit dem/der Banknachbar*in werden kurze personalisierte Slogans für die Porträts erdacht, um die empowernde Wirkung der Zeichnung noch zu verstärken und mit Bleistift kreisrund um die Abbildung geschrieben (zum Beispiel “Power-Paula”, “Kevinner”, “Mona zieht durch”, “Macher-Max” …).

    Für den nächsten Schritt, empfiehlt es sich, die entstandenen Zeichnungen zu kopieren.

    Prägen

    Die Grafiken werden auf die Metall-Prägefolien gelegt und mit einem robusten Stift (Bleistift, Kugelschreiber) nachgefahren. Eine großzügige Lage Zeitungspapier als Unterlage vereinfacht aufgrund der weicheren Oberfläche das Prägen. Um ein Verrutschen der Vorlage zu vermeiden, können die Papiere mit Malerkrepp auf der Folie fixiert werden. 

    Zunächst müssen nur die groben Konturen des Gesichts und die Buchstaben übertragen werden. Nach der Prägung kann das Papier von der Metallfolie getrennt werden. In einer anschließenden Nachbearbeitung können Details hervorgehoben und plastische Effekte eingearbeitet werden. Zum Beispiel können einzelne Vertiefungen bei Pupille, Nasenlöcher und Mund verstärkt und/oder hervortretende Bereiche, wie Wange, Kinn, Nase, … durch Druck von der Rückseite herausgedrückt und Haare mit feinen Strukturen versehen werden. Die Leserlichkeit der Schrift kann durch Nacharbeiten der Serifen verbessert werden. Zum Schluss kann das Motiv mit einer Metallschere kreisrund ausgeschnitten werden, um die Prägung in Münzform zu bringen. Der Münzrand kann noch mit einem feinen Muster versehen werden.

    Ergebnisse vorstellen und besprechen

    Die bereits fertigen Schüler*innen überlegen sich schon für die Münzen eine gemeinsame Präsentationsmöglichkeit im Klassenzimmer. Zusammen werden gezeigten Münzen angeschaut und besprochen: Welche Unterschiede nehmt ihr zwischen den römischen und den angefertigten Münzen wahr? Was bedeutet es, sich selbst oder anderen Macht oder Autorität zu verleihen? Fallen euch aktuelle Situationen ein, in denen Menschen ihre Macht durch die Verbreitung von Selbstbildnissen stärken?

    Reflexion und Anmerkungen

    In der skizzierten Stunde werden die Porträts mithilfe eines klassischen europäisch geprägten Proportionsschemas angefertigt. Generell trifft eine solche Normierung des menschlichen Körpers nur auf einen sehr kleinen Teil der Menschen zu und ist kritisch zu betrachten. Dennoch kann das Schema für den Zeichenprozess der Schüler*innen eine Orientierung bieten. 

    In der Phase des Porträtierens besteht die Gefahr, dass sich die Porträtierten durch die Darstellungen anderer verletzt fühlen. Das Thema kann entschärft werden, indem nicht der/die Nachbar*in porträtiert wird, sondern mithilfe von Fotos oder Spiegeln Selbstporträts angefertigt werden.

    Die Darstellungen auf den Münzen bieten zudem an, auf die Funktion des Zahlungsmittels als Propaganda-Instrument einzugehen.

    Das Thema lässt sich gut mit einer Sequenz zu Typografie ergänzen. Die Slogans könnten beispielsweise auf einem separaten Blatt mit Feder geschrieben und dann nachträglich auf das Blatt mit dem Porträt aufgeklebt werden. {nochmal bei L. nachfragen}

    Info Autor*innen

    Seit 2020 arbeitet Jakob als Kunstlehrkraft am Gymnasium in Oberstdorf. Die Unterrichtssequenzen hat er in leichten Variationen wiederholt durchgeführt

  • Stühle der Macht – Kommunikation über Sitzpositionen

    Dauer:
    Entwickelt:
    Elias Barnreiter, im Dialog mit Eva & Hannah

    Welche Wirkung hat meine Sitzposition auf andere? Wie beeinflusst meine Körperhaltung wie ich auf andere wirke? Und welche Rolle spielt das Stuhldesign dabei, bestimmte Machtdynamiken zu verstärken oder aber Hierarchien abzubauen?

    Kurzbeschreibung

    Welche Wirkung hat meine Sitzposition auf andere? Wie beeinflusst meine Körperhaltung wie ich auf andere wirke? Und welche Rolle spielt das Stuhldesign dabei, bestimmte Machtdynamiken zu verstärken oder aber Hierarchien abzubauen?

    Ziele

    • Die Bedeutung von verschiedenen Stuhldesigns kritisch analysieren (historisch und im eigenen Alltag)
    • Durch spielerische Selbstinzenierung, Positionierung und anhand digitaler Collage verschiedene Gesten und Rollen erkunden und ihre Bedeutung in Bezug auf Machtrepräsentation reflektieren.

    Materialien

    • iPads/PCs, App „Magic Eraser“

    Ablauf

    Einführung
    Um an die Lebenswelt der Schüler*innen anzuknüpfen, werden diese aufgefordert aufzustehen und ihren Stuhl zu betrachten. Fragen wie „Was sind Merkmale des Stuhls, auf dem ihr jetzt sitzt?“ oder „Wo seid ihr heute schon überall gesessen?“ regen eine erste Sensibilisierung für die Bedeutung von Stühlen und Sitzen im Alltag an.

    Dann wird die Herkunft des Stuhls und die Geschichte des Sitzens aufgezeigt. Dabei werden Wirkungen (Machtdemonstration/Gleichheit/ Demokratie) und Merkmale der verschiedenen Sitzmöglichkeiten aufgezeigt.

    Aktion
    Anschließend werden in kleinen Gruppen (3–4) zunächst Fotos in neutraler Körperhaltung und Mimik von allen Gruppenmitgliedern gemacht. Mit der App „Magic Eraser“ werden die Personen ausgeschnitten und mit einer Collagefunktion jeweils auf den Thron und den demokratischen Stuhl gesetzt.

    Gemeinsam können die gemachten Fotos betrachtet und die Wirkung der Stühle verglichen werden. Der vorher neutrale Ausdruck der Schüler*innen kann jetzt als vom Stuhle beeinflusst wahrgenommen werden.

    Danach werden nochmals Fotos gemacht mit dem Unterschied, dass die Schüler*innen nun mit ihrer Körperhaltung, Mimik und Gestik experimentieren, um so die vorgegebene Wirkung der Stühle entweder zu verstärken oder dieser entgegenzuwirken.

    Beobachtung, Reflexion
    Die Ergebnisse werden im Plenum betrachtet und deren Wirkung diskutiert. Zum Abschluss erfolgt eine gemeinsame Reflexion anhand der Fragen:

    Was hat euch am meisten Spaß gemacht?

    Was ist euch beim Arbeiten aufgefallen?